Die chemischen Bindungsverhältnisse einiger in der NaCl‐Struktur kristallisierenden Übergangsmetallverbindungen (ScN. ScO, TiC, TiN, TiO, VC, VN, VO) werden auf Grund von Bandstrukturrechnungen diskutiert. Grundlage der Betrachtungen bilden die nach der quasi‐selbstkonsistenten APW‐Methode berechneten Wellenfunktionen und Energieeigenwerte sowie die nach dem LCAO‐TB‐Inter‐polationsverfahren von Slater und Koster ermittelten Energieeigenwerte und Eigenvektoren.
Die partiellen LCAO‐TB l‐Zustandsdichten erlauben eine Analyse der Valenzbänder, aus der hervorgeht, daß das energetisch tiefstliegende Valenzband nahezu ausschließlich s‐Charakter besitzt. In den folgenden Bändern, die sich im wesentlichen von den Nichtmetall 2p‐Atomzuständen herleiten, besitzt die LCAO‐TB‐Zustandsdichte neben einem hohen Anteil an partieller p‐Zustandsdichte auch einen deutlichen Beitrag an partieller d‐Zustandsdichte, der sich vom Karbid zum Oxid verringert. In der LCAO‐TB‐Zustandsdichte der fünf Bänder, die sich von den Metall‐3d‐Atomzuständen herleiten, findet man neben einem überwiegenden Anteil an partieller d‐Zustandsdichte auch einen kleineren Beitrag an partieller p‐Zustandsdichte. Die partielle d‐Zustandsdichte wird in den eg‐ und t2g‐Anteil zerlegt und deren Verhalten diskutiert.
Eine Analyse der APW‐Kristallwellenfunktionen gibt Aufschluß über die l‐artigen Ladungen in den Atomsphären. Auf Grund eines Vergleichs der APW‐Gesamtladungen in den Atmosphären mit den Ladungen, die sich durch die Überlagerung der Ladungsdichten eines hypothetischen Kristalls neutraler Atome ergeben, wird auf eine Überführung von Elektronen geschlossen, die in allen Verbindungen aus der Metallatomsphäre in die Nichtmetallatomsphäre erfolgt.