Zusammenfassung. Betrachten wir die geschichtliche Entwicklung der Psychologie seit Wilhelm Wundt, so stellen wir fest, dass sich unsere Wissenschaft zunehmend ausdifferenziert. Waren es in den Anfängen vor allem allgemeinpsychologische Forschungsfragen, so sind seither neben weiteren Grundlagenwissenschaften große Anwendungsfächer entstanden, die nicht zuletzt dafür verantwortlich sind, dass die Psychologie beständig an Einfluss in der Gesellschaft gewonnen hat. Bei aller Unterschiedlichkeit der zahlreichen Disziplinen lassen sich innerhalb der Psychologie vereinfachend dargestellt zwei Kulturen beschreiben. Eine Mehrheitskultur, die durch die Grundlagenwissenschaften geprägt wird und eine Minderheitskultur der Anwendungsfächer. In der Arbeit werden zunächst die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser beiden Kulturen herausgearbeitet. Dabei tritt ein Problem zu Tage: Die Wert- und Bewertungsmaßstäbe der Grundlangenforschung passen nur eingeschränkt zu den genuinen Aufgaben und Leistungen der Anwendungswissenschaften. Dennoch werden diese Maßstäbe zumeist auf alle Disziplinen der Psychologie angewandt. Gefordert wird daher ein adäquater Pluralismus in Forschung, Lehre und Evaluation akademischer Leistungen, der jeder der beiden Kulturen Rechnung trägt. Dieser Pluralismus kommt nicht nur der Angewandten Psychologie zugute sondern stärkt unser Fach insgesamt in seiner gesellschaftlichen Bedeutung.