Christentum und Tiere? Franz von Assisi, dessen Predigt auch Vögel gelauscht haben sollen und der jedes Geschöpf als Bruder oder Schwester angesprochen hat, und Albert Schweizer, der sich mit jedem Lebewesen durch Wesensverwandtschaft und Schicksalsgemeinschaft verbunden wusste, sind Namen, die damit assoziiert werden. Vielleicht noch Philipp Neri, der Katzen und Hunde liebte und aus Tierliebe kein Fleisch aß, oder -zumal in der katholischen Tradition -der eine bzw. die andere Heilige, dessen bzw. deren Attribut ein Tier ist: die Evangelisten Markus, Lukas und Johannes mit einem Löwen, Stier bzw. Adler; Antonius, der Mönchsvater, mit einem Schwein und weiteren Wildtieren; Hieronymus mit dem Löwen, aus dessen Pfote er, so die Legende, einen Dorn entfernt hatte; Leonhard, der Patron des Bauernstandes, mit einem Rind; Agnes mit dem Lamm; Hubertus, der Patron der Jäger, mit dem Hirsch; Kolumban und Korbinian, ebenso Romedius von Thaur mit einem gezähmten Bär etc. Die Tiere als Attribute von Heiligen symbolisieren jedoch meistens eine Charaktereigenschaft oder ein Ereignis aus dem Leben dieser Menschen, sie spiegeln in der Regel nicht ihre Beziehung zu den dargestellten Tieren wider. In der Volksfrömmigkeit hat sich die Darstellung von Heiligen mit Tieren nicht unbedingt in einem verantwortungsbewussten Umgang der Menschen mit den jeweiligen Tieren niedergeschlagen. Eher haben "katholische Bildsymbolik, kirchliches Brauchtum und religiöse Feste die traditionelle Lehre von der Herrschaft des Menschen über die Tiere tief im kollektiven Gedächtnis vieler Katholiken verankert" (Kurt Remele 2016, 109-110). Tatsächlich ist das Christentum weitgehend geprägt von philosophischen Einflüssen und einer Tradition der Bibelauslegung, die den Menschen gegenüber den Tieren eine Vorrangstellung einräumt, die als Legitimation dafür gedient hat, Tiere auf der dinglichen Ebene anzusiedeln und als Ressource zu nutzen. Im Lauf der christlichen Tradition hat eine Weltdeutung und Haltung gegenüber den Tieren Oberhand gewonnen, die Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika Laudato si' (2015) als "despotischen Anthropozentrismus" anprangert, "der sich nicht um die anderen 1.