Zusammenfassung
Das im Rahmen dieser Arbeit ausgewertete statistische Grundlagenmaterial der Jahre 1956–1965 (6113 mykologisch nachgewiesene Dermatophytenerkrankungen) ergibt, in Beziehung gesetzt zu der Anzahl der klinischen Verdachtsfälle, eine Sicherungsausbeute von 34,4%. Hierbei gelang der mykologische Nachweis bei 3224 Untersuchungen allein durch das Nativpräparat, 2569 Dermatomykosen wurden sowohl mikroskopisch als auch kulturell diagnostiziert, während 320 Dermatophytenerkrankungen allein durch eine positive Kulturanlage bestätigt wurden. Von 4498 Kulturanlagen waren 2889 positiv, was einer durchschnittlichen Ausbeute von 64,2% entspricht. 97,04% der identifizierten Dermatophytenarten gehörten der Gattung Trichophyton, 2,24% der Gattung Microsporum und nur 0,72% der Gattung Epidermophyton an. Trichophyton rubrum dominierte mit einem durchschnittlichen Anteil von 77,13%, während Trichophyton mentagrophytes nur einen Anteil von 18,96% stellte und alle übrigen Dermatophyten von wechselnd untergeordneter Bedeutung waren.
Als häufigste Lokalisation der Dermatomykosen war die Tinea unguium mit einem Anteil von 55,7% vor der Tinea manuum et pedum mit 35,2% und der Tinea corporis mit 4,8% nachweisbar. Der Anteil der Tinea cruris mit 2,9% im 10‐Jahresdurchschnitt entsprach annähernd linear ihrem jährlichen Vorkommen, während die Tinea capitis et faciei immer mehr an Bedeutung verloren hat und nur einen Anteil von 1,4% stellte.
Das von uns erarbeitete Zahlenmaterial über Dermatomykosen und ihre Erreger wurde mit dem von Grimmer (1959) für die Jahre 1952 bis 1958 in Beziehung gesetzt. Hierdurch konnte nachgewiesen werden, daß die Zunahme der Trichophyton rubrum‐Infektionen auf Kosten der Trichophyton mentagrophytes‐Infektionen ging. Diese Tatsache ist seit 1959 ganz besonders deutlich. Seit dieser Zeit ist der Prozentsatz der isolierten Trichophyton rubrum‐Kulturen annähernd konstant, so daß hinsichtlich des Dualismus Trichophyton rubrum—Trichophyton mentagrophytes eine echte epidemiologische Wandlung zu beobachten ist.
Aus den deutschen Statistiken der letzten Jahre geht hervor, daß die Dominanz des Trichophyton rubrum in Großstadtgegenden deutlicher ist als in kleineren Städten mit überwiegend ländlichem Einzugsgebiet. Nicht zu übersehen ist jedoch, daß auch dort das Trichophyton rubrum eine immer größere epidemiologische Bedeutung erlangt hat.
Durch einen Vergleich unserer Untersuchungen in West‐Berlin mit denen von Böhme (1966) veröffentlichten, gleichartigen Untersuchungen aus Ost‐Berlin ergeben sich bezüglich der Häufigkeitswerte der führenden Dermatophyten ähnliche Verhältnisse. Unterschiede in der Dermatophytenflora West‐Berlins und Ost‐Berlins finden sich lediglich bei der Betrachtung der weniger häufig vorkommenden Dermatophyten in unserem Untersuchungsgut. Hier ist insbesondere das zahlreiche Vorkommen von Trichophyton verrucosum in Ost‐Berlin zu erwähnen, das dort nach Trichophyton rubrum und Trichophyton mentagrophytes an 3. Stelle steht, während es in unserem Untersuchungsgut völlig bedeutungslos ist. ...