Der NSU-Komplex und die Wissenschaft

Germany's silence: Testimonial injustice in the NSU investigation and willful ignorance in the NSU trial

“…17 For the research and statistics, see https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/324634/ rechtsextreme-gewalt-in-deutschland/; accessed Nov 18, 2022. 18 This is not the case in all academic disciplines; see, for example, Schmincke and Siri (2013), Dosdall (2018), Nobrega et al (2021 for sociological research on the NSU and Pichl (2022) as well as Karakayali et al (2017) for a legal perspective. 19 See, for example, the many articles concerned with Trump and the rise of fascism in the United States that were produced in the last years: Stanley (2018), Dávila (2017), Zembylas (2019), Cherry (2022), Bailey (2020), andPark (2017), to name but a few.…”

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“…Zu diesen Gewaltverhältnissen zählt aber auch die Nicht-Anerkennungd es traumatischen Einschnitts, den der NSU-Komplex für einige migrantische Communitys symbolisierte und der durch jahrelange Mängelinden Ermittlungsarbeiten, die Nicht-Erwägungeiner rassistischen Mordserie, die Vertuschung staatlicher Verstrickungen, vor allem der Verfassungschutz-Behörden, und die Nichtwahrnehmungd er Opfer-Erfahrungen vertieftw orden ist (Güleç/ Schaffer 2017;Michaelsen2015;Siri 2013). Während diese komplexe Konstellation hauptsächlich entlang ihrer migrationshistorischen, institutionellen und rassismustheoretischen Dimensionen (Karakayalı et al 2017; Schmincke/Siri 2013) untersucht worden ist, setze ich in meiner Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplexa nd en affekt-und widerstandstheoretischen Dimensionen verweigerter und derealisierter Trauer an. Herausgearbeitet wird, inwiefern Trauer-und Verlusterfahrungen sowie ihre gesellschaftliche Verleugnung im Kontext rassistischerG ewalt nicht das Ende, sondern den Ausgangspunkt einer politischenH andlungsmachtd arstellen, die aus Passivität, Heteronomie und Schwäche hervorgeht und es erforderlich macht, den Konstitutionsprozess des Politischen nicht allein in Begriffend er Aktivität, Autonomie und Stärke zu reflektieren.…”

“…Insbesondere in Form der Einzelfall-These prägt sie staatliche und rechtliche Aufklärungsbestrebungen. Die Annahme eines von gesellschaftlichenV erhältnissen und Institutionen entkoppelten Einzelfalls vernachlässigt aber postnazistische und rassistische Kontinuitäten und relativiert deren diskursive und institutionelle Kontexte, wodurch eine gesellschaftliche "Auseinandersetzung" mit "tradierten rassistischenW issensbestände" erschwert und der Plausibilisierung von Opfer-Täter-Umkehrungen nur unzureichend entgegengewirkt werden kann (Karakayalı et al 2017). So sind bei den Ermittlungen das Netzwerk des sogenannten NSU-Trios und die Verstrickung des Verfassungsschutzes in diese Zusammenhänge nicht adäquat untersucht worden.…”

“…Insbesondere im deutschen Kontext, der von einer "Rassismusamnesie" (El-Tayeb 2016:15) geprägt ist, gilt es, Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis (Hall 2004) zu analysieren. Studien aus der kritischen Rassismus-und Migrationsforschung stellen daher die Taten des NSU in den Zusammenhang eines geschichtlich gewachsenen strukturellen Rassismus, der kollektiv zu verantworten sei, solange Rassismus für unsere Gesellschaftk onstitutiv bleibt (Bojadžijev 2013;Karakayalı et al 2017).…”

“…Aus diesem Grund untersuchen rassismuskritische Analysen die Verwobenheit des sogenannten NSU-Trios mit gesellschaftlichenu nd institutionellen Strukturen,P raktiken und Traditionen rassistischer und rechter Gewalt (Karakayalı et al 2017;Quent 2016). Sie beschäftigen sich u. a. mit der Herausbildung "national befreiter Zonen" seit den 1990er-Jahren und analysieren diese als eine zum Teil staatlich mitgetragene "Kultur des Verbrechens" (Karakayalı et al 2017:1 6).…”