Das Wagnis der Sectio alta

Abstract

Die hürdenreiche Entwicklung der Sectio alta leidet sehr unter dem hippokratischen Dogma der Letalität von Blasenwunden und jahrtausendelang unter den engen Grenzen der chirurgischen Kunst. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts treffen mit der Narkose,dem Weichgummikatheter Nelatons, dem Streben nach einer pimären Blasennaht, der Listerschen Antisepsis und der v. Bergmannschen Asepsis wie bei einer Punktlandung entscheidende Voraussetzungen zusammen, die die Suprapubica zur Standardmethode für chirurgische Blasenleiden schlechthin erheben. Im Grunde fehlen nur noch die Antibiotika, welche wiederum l00 Jahre später Operationen wie nach Harris-Hryntschak zum Durchbruch verhelfen (Abb. 1).Wenn man einmal vom Unvermögen im Altertum absieht, so fehlt es in der Neuzeit nicht an Kreativität und manuellem Geschick chirurgisch tätiger Ärzte, die unter dem Zwang qualvoller Patientenschicksale die Sectio alta wagen und dabei die Furcht vor dem Herrn und dem Bauchfell überwinden, wohl wissend, dass ihre konventionellen Dammschnit-te technisch und kurativ alles andere als ideale Lösungen waren. Geschichte der MedizinUrologe [B] 2001 · 41:585-588

Die Relevanz der Harnblasenf�llung bei der suprapubischen Blasenkatheterisierung

“…Dies gilt insbesondere, wenn wichtige Vorsichtsmaß-nahmen missachtet werden.Operationen im kleinen Becken und an der Harnblase stellten in früheren Jahrhunderten gefürchtete Eingriffe,häufig mit letalem Ausgang, dar, was zumeist in der Unkenntnis der anatomischen Verhältnisse begrün-det lag. Diesbezüglich finden sich historische Aufzeichnungen über Verletzungen des Peritoneums oder von Darmanteilen [16,24]. In heutiger Zeit finden sich neben den häufiger auftretenden Komplikationen, wie z.…”

“…Der französische Chirurg Joseph Souberbielle (1754-1846) berichtet über eine Sterblichkeitsrate von 28,1% nach suprapubischer Lithotomie und bezeichnete diesen Eingriff lediglich als "ultima ratio"[16,24].Leopold v.Dittel aus Wien (1815-1898), Begründer der Urologie im deutschsprachigen Raum, konstruierte medizinische Geräte für urologische Operationen. Im Jahre 1870 präsentierte er einen Apparat für den hohen Blasenstich.…”