Zusammenfassung
Hintergrund
Die Behandlung von Schwerverletzten bedarf intensivmedizinischer Kapazitäten, welche insbesondere während der COVID-19-Pandemie eine entscheidende Ressource darstellten. Das Ziel dieser Studie war es deshalb, die Auswirkung auf die Versorgung von Schwerverletzten unter Berücksichtigung der intensivmedizinischen Behandlung COVID-19-positiver Patienten zu analysieren.
Methoden
Demografische, präklinische und intensivmedizinische Behandlungsdaten aus dem TraumaRegister DGU® der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) der Jahre 2019 und 2020 wurden analysiert. Eingeschlossen wurden nur Schwerverletzte aus dem Bundesland Bayern. Die stationären Behandlungsdaten der COVID-19-Patienten in Bayern im Jahr 2020 wurden mittels IVENA eHealth ermittelt.
Ergebnisse
Im Untersuchungszeitraum wurden 8307 Schwerverletzte im Bundesland Bayern behandelt. Insgesamt zeigte sich kein Rückgang der Anzahl der Schwerverletzten im Jahr 2020 (n = 4032) im Vergleich zu 2019 (n = 4275) (p = 0,4). Hinsichtlich der COVID-19-Fallzahlen wurden in den Monaten April und Dezember mit täglich über 800 Patienten auf einer Intensivstation Maximalwerte erreicht. In der kritischen Phase (≥ 100 COVID-19-Patienten auf Intensivstation) zeigte sich eine verlängerte Rettungszeit (64,8 ± 32,5 vs. 67,4 ± 30,6 min; p = 0,003). Die Verweildauer und die Behandlung von Schwerverletzten auf einer Intensivstation wurden nicht durch die COVID-19-Pandemie negativ beeinflusst.
Diskussion
Die intensivmedizinische Versorgung von Schwerverletzten konnte während der kritischen Phasen der COVID-19-Pandemie gewährleistet werden. Die verlängerten präklinischen Rettungszeiten zeigen mögliches Optimierungspotenzial der horizontalen Integration von Präklinik und Klinik auf.