Zusammenfassung
Hintergrund Seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020
stehen Krankenhäuser vor der Herausforderung, die erforderlichen
Kapazitäten für krankenhaus- bzw. intensivpflichtige
COVID-Erkrankte sicherzustellen und gleichzeitig Patienten mit anderen
Erkrankungen angemessen zu versorgen. Dies hat eine sehr starke Belastung des
pflegerischen und ärztlichen Personals zu Folge. Gemäß
der Empfehlung des Wissenschaftsrates sollten die Universitätsklinika
eine steuernde Rolle in der regionalen Gesundheitsversorgung einnehmen und im
Verbund mit umliegenden Krankenhäusern und Praxen agieren.
Methode 31 Vertreter aus 18 Universitätsklinika wurden im
September 2021 eingeladen, in einer hybriden Delphi-Studie mit insgesamt 4
Befragungsrunden Kriterien für eine effektive stationäre
Versorgung in einer pandemischen Lage zu diskutieren. Kriterien, die in der
ersten Runde von≥75% der Teilnehmer als sehr
wichtig/relevant eingestuft wurden (Konsensdefinition), wurden
anschließend in 4 thematisch unterschiedlichen Kleingruppen weiter
zusammengefasst. In einer dritten Delphi-Runde kamen erneut alle Teilnehmer
zusammen und diskutierten die Ergebnisse aus der Kleingruppendiskussion. Diese
wurden anschließend als fakultative („kann“),
wünschenswerte („soll“) oder notwendige
(„muss“) Empfehlungen priorisiert.
Ergebnisse 21 (67,7%) eingeladene klinische Experten nahmen an
mindestens einer Delphi-Runde teil. In einer Online-Befragung (1. Delphi-Runde)
wurden 233 Kriterien abgestimmt und in vier thematisch ausgerichteten
Kleingruppendiskussionen (2. Delphi-Runde) auf 84 Kriterien für das
zukünftige Pandemiemanagement reduziert und wie folgt in die
Kleingruppen aufgeteilt: „Krisenmanagement und
Krisenpläne“ (n=20), „Personalmanagement und
Interne Kommunikation“ (n=16), „Regionale Einbettung und
Externe Kommunikation“ (n=24) sowie
„Kapazitätsmanagement und Case & Care“
(n=24). In der folgenden Gruppendiskussion (3. Delphi-Runde) wurden die
Kriterien durch die Experten weiter modifiziert und konsentiert, so dass als
Endergebnis 23 zentrale Forderungen und Empfehlungen für eine effektive
stationäre Versorgung innerhalb einer pandemischen Lage standen.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen zentrale Forderungen der
klinischen Vertreter u. a. nach einer flächendeckenden
Digitalisierung, einer Standardisierung von Prozessen und einer besseren
(über-) regionalen Vernetzung, um eine bedarfsorientierte Versorgung
auch unter pandemischen Bedingungen gewährleisten zu können. Die
vorliegenden konsentierten Empfehlungen können als Leitfaden für
ein zukünftiges Pandemiemanagement im stationären
Versorgungssektor dienen.