Context matters: Placebos im Praxisalltag

Abstract

Placeboeffekte in der Physiotherapie resultieren aus einem komplexen Zusammenspiel zahlreicher Wirkmechanismen. Für den Therapeuten ist es wichtig, sich dieser oftmals unbegreiflichen Phänomene bewusst zu werden und sie im Praxisalltag zu nutzen. Durch unspezifische Therapieeffekte können spezifische evidenzorientierte Interventionen ihre Wirkung besser entfalten. Mysteriöse Geschichten erzählen von erfolgreichen Ultraschall-Therapien ohne Strom, schnellen Behandlungserfolgen nach Pseudo-Übungsprogrammen oder aber von unerklärlichen therapeutischen Fehlschlägen selbst versierter Kollegen. Auch die wissenschaftliche Forschung belegt, dass bei physiotherapeutischen Behandlungen unspezifische Wirkmechanismen zum Tragen kommenso auch in der Manuellen Therapie [1-4]. Erklärungsversuch Stellt sich beim Patienten wider Erwarten ein rascher Therapieerfolg ein bzw. bleibt ein solcher aus, wird oft nach einer seriösen biomechanischen Erklärung oder strukturellen Zusammenhängen gesucht. Ein Erklärungsversuch, der einen alleinigen Wirkmechanismus beschreibt, ist allerdings selten legitim. In der Realität beeinflussen unzählige Faktoren das Outcome eines Patienten. Für den Behandler selbst geschieht dies meist unbewusst.