Chemische Ligation · Glycopeptide · Glycoproteine · Glycosylierungen · Totalsynthese Glycosylierungen sind die häufigsten posttranslationalen Modifikationen bei Proteinen, und geschätzte 50-70 % aller Proteine des Menschen tragen kovalent gebundene Glycane. [1] Die Glycosylierung von Proteinen ist an verschiedensten Prozessen beteiligt, einschließlich Befruchtung, Immunüberwachung, Hormonaktivität, neuronale Entwicklung und Proteinfaltung. [2] Trotz der unbestreitbaren Bedeutung der Glycosylierung war es bisher mühsam, die Auswirkungen dieser Modifikation auf die Struktur und Funktion von Proteinen aufzuklären. Einer der Hauptgründe hierfür ist, dass solche Glycoproteine in reiner Form schwer zugänglich sind. Dieses Problem entsteht insbesondere dadurch, dass, anders als die Proteinsynthese, der Glycosylierungsprozess nicht an einer Matrize stattfindet. Glycosylierungen werden vielmehr von Glycosyltransferasen gesteuert, die zu Mischungen von Glycoformen führen. Da sich diese Glycoformen nur in der Art der kovalent gebundenen Glycane unterscheiden, sind sie mit chromatographischen Methoden oftmals unmçglich zu trennen. Rekombinantes humanes Erythropoietin (rhEPO), ein Multimilliarden-Dollar-Wirkstoff zur Behandlung von Anämie, ist ein aus 166 Aminosäuren aufgebautes Protein mit vier Glycosylierungsstellen: drei hoch variable N-verknüpfte Stellen (an Asn-24, Asn-38 und Asn-83) und eine stärker konservierte O-verknüpfte Stelle (an Ser-126). Als Folge seiner Produktion in Säugerzellen wird rhEPO als komplexe Mischung von Glycoformen vertrieben, und es ist unbekannt, welcher der Glycosylierungszustände von EPO die hçchste Aktivität hat.Wildtyp-EPO, in dem alle vier Glycosylierungsstellen mit Glycanen besetzt sind, ist das ultimative Ziel aller Synthesebemühungen und war daher Gegenstand intensiver Forschungen. Es gibt eine Reihe eleganter Synthesen von EPO-Analoga. [3] Kürzlich beschrieb die Arbeitsgruppe von Kajihara die Synthese von Volllängen-EPO [allerdings mit zwei Aminosäuremutationen (Glu21Ala and Gln78Ala) zur Erleichterung der Synthese] mit einem komplexen sialylierten biantennären Glycan. [4] Der Zugang zu einer reinen Glycoform von EPO mit allen vier Glycanen war bislang verschlossen.