Bildung

Soziale, informelle und transformative Bildung

“…Im Zuge dieser Ökonomisierung des Bildungsdenkens erhielten bereits ab den frühen 2000er-Jahren immer mehr Bereiche der Sozialen Arbeit wie Schulsozialarbeit, Jugendarbeit und Erziehungshilfen neue Aufmerksamkeit in ihrer Bildungsbedeutung. Soziale Arbeit wird dabei zunehmend für die Steigerung von Humankapital instrumentalisiert, während Kritik und Engagement für bessere Gestaltungsmöglichkeiten und Verwirklichungschancen von Subjekten in den Hintergrund gedrängt werden, wie etwa Sting (2018) hervorhebt. Sozialpädagogik begründet einen eigenen Bildungsanspruch, der die gesellschaftlichen Rahmen-und Ermöglichungsbedingungen von Bildungsprozessen in den Blick nimmt (Sting 2023: 573).…”

Mehr Sexuelle Bildung wagen!

“…Mantey (2022) ist vollumfänglich zuzustimmen, dass der Bildungsbegriff zu konkretisieren ist, um ihn analytisch und empirisch greifbar zu machen – dies wird allerdings fortwährend in der Sozialen Arbeit (u. a. Sting 2010 ), aber auch Sexualpädagogik ( Sielert 2021 ) gefordert. Wie die Erfahrungen aus den Erziehungswissenschaften zeigen, kann dabei auf wenig Konsens gehofft werden: Bildung ist, ebenso wie Erziehung, ein „Container-Begriff“.…”

“…In der langen Tradition der kritischen Bildungstheorie geht es weniger um die Erhöhung von gesellschaftlicher Produktivität oder um formale Abschlüsse und Zertifikate als vielmehr um eine „Emanzipation aus gesellschaftlichen Zwängen, mit der Beharrung auf subjektivem Eigensinn“, die „mit der Artikulation von Kritik und Widerspruch“ einhergeht ( Sting 2010 : 4). Sexuelle Bildung verbindet diesen Emanzipationsgedanken im Wesentlichen mit sexueller Selbstbestimmung.…”

“…Sie erfahren sich in Bezug auf die Normvorgaben als mehr oder weniger nicht-identisch und müssen dementsprechend einen produktiven Umgang mit Konflikten und Differenzen finden. Folglich müssen Menschen manche normativen Ansprüche verwerfen, um ihre Autonomie und Selbstreflexionsfähigkeit, also sexuelle Selbstbestimmung, zu erlangen ( Sting 2010 : 16). Es wird ein dynamischer und ganzheitlicher Prozess des Sich-Bildens analytisch zugänglich ( Thiersch 2006 : 22 f.): Kinder und Jugendliche bilden sich selbst beispielsweise im Abgleich zur verhandelten Normalität in Peer-Gesprächen über Sexualität, im Jugendtreff oder eben der Sexualerziehung in der Schule.…”

“…Mit der Hinwendung zum Subjekt ist auch eine kritische Revision, zumindest aber Relativierung von Vermittlungsintentionen von Pädagog*innen und ihren Institutionen verbunden. „Institutionen können Rahmen für Bildungsprozesse erstellen, Bildung aber weder bestimmen noch abgrenzen oder die Konformität mit den institutionellen Bildungsvorgaben gewährleisten“ ( Sting 2010 : 10), denn Bildung beschränkt sich nicht auf organisierte Bildungsräume, und auch Zielgruppen können sich willentlich den Bildungsintentionen entziehen.…”