Die atiologische Bedeutung der Follikel-Lutein-Zyste (FL-Zyste) fur die Fruchtbarkeitsstorungen des Rindes ist bislang nicht eindeutig geklart. Obwohl ihr Vorkommen schon seit langem bekannt ist, fehlen bis heute nahere Angaben iiber ihren Aufbau und ihre Funktion im Zyklusgeschehen. Wegen der unterschiedlichen Definition von luteinisierten Ovarialzysten (PEUKERT-ADAM, 1981) sol1 zunachst klargestellt werden, dai3 im folgenden unter einer FL-Zyste eine luteinisierte Blase am Eierstock ohne Ovulationsnarbe verstanden wird. Davon ist das zystose Corpus luteum abzugrenzen; diese Gelbkorperform kann in einzelnen Fallen der FL-Zyste im aui3eren Erscheinungsbild ahneln, weist aber eine in der Regel deutlich sichtbare Ovulationsstelle auf. Die wie die FL-Zyste ebenfalls anovulatorische Follikel-Theka-Zyste (FT-Zyste) ist dagegen durch eine unterschiedlich stark bindegewebig degenerierte Wand gekennzeichnet. Diese Charakterisierung macht deutlich, dai3 die FL-Zyste anscheinend eine Mittelstellung zwischen der FT-Zyste und dem zystosen Gelbkorper einnimmt (GUNZLER, 1962).Die Pathogenese der FL-Zyste ist mit einer unterschwelligen LH-Ausschuttung erklart worden, die zwar die Luteinisierung des Follikels einzuleiten, aber nicht die Ovulation auszulosen vermag. Bei der Entstehung von FT-Zysten sol1 dagegen die LH-Freisetzung so weit gestort sein, dal3 weder eine Luteinisierung noch die Ovulation des Follikels zustandekommen UUEB u. MCENTEE, 1955; McEN-TEE u. JUBB, 1957;GUNZLER, 1962; VAN RENSBURG u. DE Vos, 1962). Ursache fur die mangelhafte LH-Ausschiittung scheint die ungeniigende Bereitstellung von Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) durch den Hypothalamus zu sein (BADINAND u. Mitarb., 1979). Da das Endokrinium individuellen Einfliissen unterliegt und fliei3ende Ubergange von hohen zu niedrigen Hormonspiegeln zeigt, gibt es verschiedene Grade der Ausbildung von Luteingewebe in der Zystenwand (JUBB u. MCENTEE, 1955; AL-DAHASH u. DAVID, 1977). Sie reichen von nur mikroskopisch erkennbarer Luteinisierung iiber makroskopisch '> Angefertigt mit Unterstutzung der DEUTSCHEN FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT. U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0721-0981 /83/3006-0410$02.50/0 Zur Follikel-Lutein-Zyste des Rindes 41 1 sichtbare in die Zystenwand eingelagerte Luteingewebeinseln verschiedener Groi3e bis z u einer vollstandigen Auskleidung der Zyste rnit Luteingewebe. Follikelzysten des letzten Types sind relativ selten. HUNDSCHELL (1978) sowie LEIDL und Mitarbeiter (1979) fanden solche Zysten bei n u r 6,8 YO der Tiere mit Follikelzysten; sie machten, d a ein Tier rnehrere Zysten haben kann, 2,s YO aller von den Autoren gesarnrnelten Zysten aus. Histologisch waren Luteinisierungserscheinungen jedoch auch bei einem Drittel der FT-Zysten nachweisbar. Auch AL-DAHASH und DAVID (1977) stellten nach der mikroskopischen Untersuchung von 486 groi3en Ovarialzysten bei 22,s YO der Zysten Luteingewebe sehr unterschiedlichen Ausmai3es in der Blasenwand fest. Somit liegt die Vermutung nahe, dai3 die Luteinisierung der Follikelzysten beim Rind...