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Dass Kinder und Jugendliche in Einrichtungen Opfer von (sexualisierter) Gewalt wurden, ist spätestens seit Aufdeckung der Missbrauchsskandale 2010 sowie der Einrichtung des Runden Tisches Sexueller Kindesmissbrauch zur Aufarbeitung der Geschehnisse hinreichend bekannt und dokumentiert (RTKM 2011). Der Artikel von Rau et al. (2015) zeigt zudem anhand aktueller Daten, dass sich in Internats-und insbesondere Heimpopulationen zu einem besonderen Maß Kinder und Jugendliche mit Erfahrungen zu (sexualisierter) Gewalt nden, unabhän-gig davon, ob diese im Einrichtungskontext oder anderweitig stattgefunden hat. Insgesamt scheinen also stationäre Settings wie Heime, Internate und auch Kliniken, eine Lebenswelt darzustellen, in der Gewalterfahrungen einen Teil der Realität darstellen. Hinsichtlich institutioneller Präventionsmaß-nahmen wird dem in der Form Rechnung getragen, dass beispielsweise Mindeststandards und die Forderung nach der Entwicklung trägerspezi scher Schutzkonzepte formuliert wurden (Wol , Fegert, Schröer 2012; Wol 2015). Auf Ebene spezi scher, kindzentrierter Präventionsprogramme sind zudem vermehrt Angebote mit bestärkenden Ansätzen in den Fokus gerückt, deren Ziele und Inhalte (Stärkung des Selbstvertrauens, Vermitteln und Bewusstmachen von Kinderrechten und Herstellung von Sprachfähigkeit auch in Bezug auf sexuelle und körperliche Belange der eigenen Person) zum Bericht von (sexuellen) Übergri en und eventuell sogar zur Reduktion entsprechender Vorfälle beitragen können (z.B. Deegener 2010; Kindler 2015). Auch Angebote im Internet, wie spezielle Homepages oder Materialien einzelner Vereine und Institutionen, verfolgen häu g einen vergleichbaren Ansatz und versuchen, Kinder und Jugendliche direkt ansprechen. Deegener (2010) weist zudem darauf hin, dass unabhängig von konkreten Programmen auch der Erziehungsalltag in Familien und Einrichtungen bestärkend gestaltet werden kann, wenn dem Kind seine Rechte, z.B. das Recht auf Hilfe und Unterstützung, verdeutlicht werden oder die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Geheimnissen und der jeweilige Umgang damit gelernt wird.Spezi sch zu den beiden zuletzt genannten Aspekten der Hilfesuche und dem Umgang mit verschiedenartigen Geheimnissen kön-nen die Ergebnisse verortet werden, die in diesem Beitrag vorgestellt werden. Im Vordergrund steht dabei die Frage, zu welchen Anlaufstellen und Ansprechpartnern Jugendliche betro enen Jugendlichen raten würden, wenn diese ihnen von eigenen, aktuellen Erlebnissen (sexualisierter) Gewalt berichten. Zusätzlich zu den Ratschlägen der Jugendlichen wird auch die Perspektive von Betreuungspersonen berichtet. Diese sollen Angaben dazu machen, an welche Anlaufstellen und Ansprechpartner sich Jugendliche bei Erlebnissen mit (sexualisierter) Gewalt ihrer Meinung nach wenden würden. MethodikUm zu erfassen, welche Ratschläge Jugendliche Gleichaltrigen in Situationen mit (sexualisierter) Gewalt geben würden und wie Betreuungspersonen die Hilfesuche von Jugendlichen einschätzen, wurden vier Situationen entwickelt, die den Jugendl...
Dass Kinder und Jugendliche in Einrichtungen Opfer von (sexualisierter) Gewalt wurden, ist spätestens seit Aufdeckung der Missbrauchsskandale 2010 sowie der Einrichtung des Runden Tisches Sexueller Kindesmissbrauch zur Aufarbeitung der Geschehnisse hinreichend bekannt und dokumentiert (RTKM 2011). Der Artikel von Rau et al. (2015) zeigt zudem anhand aktueller Daten, dass sich in Internats-und insbesondere Heimpopulationen zu einem besonderen Maß Kinder und Jugendliche mit Erfahrungen zu (sexualisierter) Gewalt nden, unabhän-gig davon, ob diese im Einrichtungskontext oder anderweitig stattgefunden hat. Insgesamt scheinen also stationäre Settings wie Heime, Internate und auch Kliniken, eine Lebenswelt darzustellen, in der Gewalterfahrungen einen Teil der Realität darstellen. Hinsichtlich institutioneller Präventionsmaß-nahmen wird dem in der Form Rechnung getragen, dass beispielsweise Mindeststandards und die Forderung nach der Entwicklung trägerspezi scher Schutzkonzepte formuliert wurden (Wol , Fegert, Schröer 2012; Wol 2015). Auf Ebene spezi scher, kindzentrierter Präventionsprogramme sind zudem vermehrt Angebote mit bestärkenden Ansätzen in den Fokus gerückt, deren Ziele und Inhalte (Stärkung des Selbstvertrauens, Vermitteln und Bewusstmachen von Kinderrechten und Herstellung von Sprachfähigkeit auch in Bezug auf sexuelle und körperliche Belange der eigenen Person) zum Bericht von (sexuellen) Übergri en und eventuell sogar zur Reduktion entsprechender Vorfälle beitragen können (z.B. Deegener 2010; Kindler 2015). Auch Angebote im Internet, wie spezielle Homepages oder Materialien einzelner Vereine und Institutionen, verfolgen häu g einen vergleichbaren Ansatz und versuchen, Kinder und Jugendliche direkt ansprechen. Deegener (2010) weist zudem darauf hin, dass unabhängig von konkreten Programmen auch der Erziehungsalltag in Familien und Einrichtungen bestärkend gestaltet werden kann, wenn dem Kind seine Rechte, z.B. das Recht auf Hilfe und Unterstützung, verdeutlicht werden oder die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Geheimnissen und der jeweilige Umgang damit gelernt wird.Spezi sch zu den beiden zuletzt genannten Aspekten der Hilfesuche und dem Umgang mit verschiedenartigen Geheimnissen kön-nen die Ergebnisse verortet werden, die in diesem Beitrag vorgestellt werden. Im Vordergrund steht dabei die Frage, zu welchen Anlaufstellen und Ansprechpartnern Jugendliche betro enen Jugendlichen raten würden, wenn diese ihnen von eigenen, aktuellen Erlebnissen (sexualisierter) Gewalt berichten. Zusätzlich zu den Ratschlägen der Jugendlichen wird auch die Perspektive von Betreuungspersonen berichtet. Diese sollen Angaben dazu machen, an welche Anlaufstellen und Ansprechpartner sich Jugendliche bei Erlebnissen mit (sexualisierter) Gewalt ihrer Meinung nach wenden würden. MethodikUm zu erfassen, welche Ratschläge Jugendliche Gleichaltrigen in Situationen mit (sexualisierter) Gewalt geben würden und wie Betreuungspersonen die Hilfesuche von Jugendlichen einschätzen, wurden vier Situationen entwickelt, die den Jugendl...
Summary Disclosure of Adolescents in Residential Care Institutions and Boarding Schools after Exposure to Sexual ViolenceIn international research, many papers exist about the issue of disclosure after having experienced sexual violence. However, specific research regarding disclosure processes of children and adolescents in institutional care are missing, even though those are particularly often affected by sexual violence. In the Germany-wide study "Sprich mit!", adolescents from the age of 15 up (n = 322; average age 16,69 (SD = 1,3); 57,1 % males) who live in residential care or boarding schools were asked for experiences of sexual violence and their consequences by means of a self-report questionnaire. Results showed that the majority of the adolescents (82 %) entrusted themselves to someone, mostly towards peers (56 %) and less frequent towards adults (24 %). Boys and girls opened up equally often, regardless of the severity of the experienced violence. Adolescents who entrusted themselves towards their peers indicated retrospectively more satisfaction than those entrusting themselves towards adults, even if there were no consequences following the disclosure. Considering that the disclosure towards peers did not initiate a process of help, adolescents in institutional care should be better informed about relevant possibilities to entrust themselves and receive support.Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65/2016, 638-654 Keywords disclosure -adolescents -institutional care -consequences -helping process ZusammenfassungInternational liegen zahlreiche Arbeiten zum Thema "Disclosure" (sich jemandem anvertrauen) nach sexuellen Gewalterfahrungen vor. Jedoch fehlen Arbeiten speziell zu DisclosureProzessen von Kindern und Jugendlichen in institutioneller Erziehung, obwohl diese von sexueller Gewalt besonders häufig betroffen sind. Im Rahmen der Studie "Sprich mit!" wur-
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