“…Erste Studien zum Praxissemester zeigen, dass angehende Lehrkräfte dort auf ein hohes Maß an objektiven Belastungen treffen (Krawiec et al 2020). In Abhängigkeit von den vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten der Studierenden können diese Belastungen zu positiven oder negativen Beanspruchungsreaktionen und -folgen führen (Darge et al 2018;Kücholl et al 2019;Römer et al 2018), weshalb das Praxissemester insgesamt als eine sensible Beanspruchungsphase einzuschätzen ist (Schüle et al 2017b).…”
ZusammenfassungFür viele angehende Lehrkräfte stellt der Einstieg in den Lehrer/innenberuf ein normativ-kritisches Lebensereignis dar, das mit einer erhöhten Beanspruchung einhergehen kann. Um diesen Einstieg – unter anderem hinsichtlich des Beanspruchungserlebens – zu erleichtern, wurde in Deutschland flächendeckend das Praxissemester in das Lehramtsstudium eingeführt, in dem Studierende bei ihren Unterrichtsversuchen von erfahrenen Mentor/innen begleitet werden. Anders als beabsichtigt scheint das Mentoring im Praxissemester aber nicht ausschließlich beanspruchungsabpuffernde Effekte zu haben, sondern ebenfalls beanspruchungsinduzierend wirken zu können. Um diesen differentiellen Effekt des Mentorings aufzuklären, wird im Kontext der allgemeinen Belastungs- und Beanspruchungsmodelle für den Lehrer/innenberuf und aus der Perspektive der Selbstbestimmungstheorie angenommen, dass die Beziehungsform zwischen Mentees und Mentor/innen, wie sie sich unter anderem im transmissiven und konstruktivistischen Mentoring zeigt, einen Effekt auf die positiven und negativen Beanspruchungsreaktionen der Mentees hat, der über die wahrgenommene Basic-Need-Satisfaction vermittelt wird. Zur Untersuchung dieser Annahme wurden 177 Lehramtsstudierende im Praxissemester zu zwei Messzeitpunkten gebeten, sowohl ihre negativen Beanspruchungsreaktionen in Form ihrer emotionalen Erschöpfung als auch ihre positiven Beanspruchungsreaktionen in Form des beruflichen Enthusiasmus einzuschätzen. Außerdem wurde die Basic-Need-Satisfaction der angehenden Lehrkräfte zu beiden Messzeitpunkten sowie das transmissive und konstruktivistische Mentoring aus der Perspektive der Mentees zum zweiten Messzeitpunkt erfasst. Die Ergebnisse bestätigen den angenommenen Mediationseffekt teilweise. So vermittelt zwar die Veränderung der Basic-Need-Satisfaction den Zusammenhang zwischen beiden Mentoringformen und der Veränderung des beruflichen Enthusiasmus vollständig, allerdings zeigt die Veränderung der Basic-Need-Satisfaction keinen Effekt auf die Veränderung der emotionalen Erschöpfung, die ihrerseits jedoch direkt durch das konstruktivistische und transmissive Mentoring vorhergesagt wird.
“…Erste Studien zum Praxissemester zeigen, dass angehende Lehrkräfte dort auf ein hohes Maß an objektiven Belastungen treffen (Krawiec et al 2020). In Abhängigkeit von den vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten der Studierenden können diese Belastungen zu positiven oder negativen Beanspruchungsreaktionen und -folgen führen (Darge et al 2018;Kücholl et al 2019;Römer et al 2018), weshalb das Praxissemester insgesamt als eine sensible Beanspruchungsphase einzuschätzen ist (Schüle et al 2017b).…”
ZusammenfassungFür viele angehende Lehrkräfte stellt der Einstieg in den Lehrer/innenberuf ein normativ-kritisches Lebensereignis dar, das mit einer erhöhten Beanspruchung einhergehen kann. Um diesen Einstieg – unter anderem hinsichtlich des Beanspruchungserlebens – zu erleichtern, wurde in Deutschland flächendeckend das Praxissemester in das Lehramtsstudium eingeführt, in dem Studierende bei ihren Unterrichtsversuchen von erfahrenen Mentor/innen begleitet werden. Anders als beabsichtigt scheint das Mentoring im Praxissemester aber nicht ausschließlich beanspruchungsabpuffernde Effekte zu haben, sondern ebenfalls beanspruchungsinduzierend wirken zu können. Um diesen differentiellen Effekt des Mentorings aufzuklären, wird im Kontext der allgemeinen Belastungs- und Beanspruchungsmodelle für den Lehrer/innenberuf und aus der Perspektive der Selbstbestimmungstheorie angenommen, dass die Beziehungsform zwischen Mentees und Mentor/innen, wie sie sich unter anderem im transmissiven und konstruktivistischen Mentoring zeigt, einen Effekt auf die positiven und negativen Beanspruchungsreaktionen der Mentees hat, der über die wahrgenommene Basic-Need-Satisfaction vermittelt wird. Zur Untersuchung dieser Annahme wurden 177 Lehramtsstudierende im Praxissemester zu zwei Messzeitpunkten gebeten, sowohl ihre negativen Beanspruchungsreaktionen in Form ihrer emotionalen Erschöpfung als auch ihre positiven Beanspruchungsreaktionen in Form des beruflichen Enthusiasmus einzuschätzen. Außerdem wurde die Basic-Need-Satisfaction der angehenden Lehrkräfte zu beiden Messzeitpunkten sowie das transmissive und konstruktivistische Mentoring aus der Perspektive der Mentees zum zweiten Messzeitpunkt erfasst. Die Ergebnisse bestätigen den angenommenen Mediationseffekt teilweise. So vermittelt zwar die Veränderung der Basic-Need-Satisfaction den Zusammenhang zwischen beiden Mentoringformen und der Veränderung des beruflichen Enthusiasmus vollständig, allerdings zeigt die Veränderung der Basic-Need-Satisfaction keinen Effekt auf die Veränderung der emotionalen Erschöpfung, die ihrerseits jedoch direkt durch das konstruktivistische und transmissive Mentoring vorhergesagt wird.
“…Studierende, die soziale Unterstützung erfahren (z. B. durch Lehrkräfte), fühlen sich weniger emotional erschöpft Römer et al, 2018). Als Quelle sozialer Unterstützung können neben anderen Bezugspersonen auch Praxissemesterstudierende dienen.…”
Section: Soziale Unterstützung In Der Lehrer*innenbildungunclassified
“…Die Frage, wie Lehramtsstudierende einander konkret im Praxissemester unterstützen bzw. sie sich unterstützt fühlen, welche Anlässe es für den konkreten Peer-Austausch gibt und inwiefern diese Unterstützung als entlastend empfunden wird, ist trotz der ersten Befunde von Römer et al (2018) in weiten Teilen noch offen. Der weiteren Klärung dieser Fragen widmet sich die hier vorgestellte Untersuchung.…”
Section: Soziale Unterstützung In Der Lehrer*innenbildungunclassified
“…Die Unterstützung durch andere Peers kann zu einem "Gemeinsam-schaf-fen-wir-das-Erleben" beitragen. Eine solche Einstellung zur sozialen Unterstützung stellt einen protektiven Faktor im Umgang mit beruflicher Belastung dar (Römer et al, 2018). Verlängerte Praxisphasen bieten hier einen Ansatzpunkt, den Grundstein für im Lehrer*innenberuf förderliche Einstellungen zu legen.…”
Section: Diskussionunclassified
“…Zunehmend geraten vor diesem Hintergrund auch Peers im Praktikum in den Blick, da sich in diesem Studienelement für Lehramtsstudierende die Gelegenheit bietet, gemeinsam und auch voneinander zu lernen (Kreis & Schnebel, 2017). Ob und wie sich die Studierenden im Praktikum gegenseitig unterstützen, ist allerdings bislang kaum erforscht (Römer, Rothland & Straub, 2018). Die vorliegende Studie leistet zu diesem Desiderat einen Beitrag, indem auf Basis einer Befragung von Praxissemesterstudierenden die soziale Unterstützung durch Peers untersucht wird.…”
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