Zusammenfassung: Die primäre Ösophagusverstopfung ist eine beim Saugfohlen im Vergleich zum adulten Pferd sehr seltene Erkrankung. In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden die Krankenakten von 20 an primärer Ösophagusverstopfung erkrankten Saugfohlen im Alter von bis zu sechs Monaten hinsichtlich des klinischen Erscheinungsbildes, der Diagnostik und Therapie, sowie des Verlaufs und der Komplikationen ausgewertet. Die häufigsten klinischen Symptome der betroffenen Fohlen waren milchig bis milchig-futtriger Nasenausfluss, Husten oder auffälliges Schnauben und rasselnde Atemgeräusche. Als Ursache der Obstipation wurde bei den untersuchten Fohlen stets ein Raufutterbolus/Phytobezoar identifiziert, der sich bei allen Fohlen 8 bis 12 Zentimeter aboral des Kehlkopfes befand. Therapeutische Maßnahmen zum Lösen der Ösophagusverstopfung umfassten bei 9 der 20 der Fohlen (45 %) eine Allgemeinanästhesie. Bei den anästhesierten Fohlen konnte die Obstipation entweder mittels einer Nasenschlundsonde bzw. eines flexiblen Endoskops freigeschoben oder durch eine adäquate Wasserspülung gelöst werden. Bei einem dieser Fohlen war eine Ösophagotomie notwendig. Bei 40 % der erkrankten Fohlen wurde die Verstopfung unter Sedierung durch das Vorschieben einer Nasenschlundsonde oder eines flexiblen Endoskopes gelöst. Bei 15 % der Fohlen war keine Intervention mehr erforderlich. Nach Beseitigung der Obstipation zeigte eine Endoskopie bei 33,3 % der untersuchten Fohlen Rötungen, Ödeme oder oberflächliche Läsionen der Schleimhaut. Tiefe Schleimhautläsionen oder Nekrosen konnten bei 40 % der Fohlen festgestellt werden. Im weiteren Behandlungsverlauf entwickelten 20 % der Fohlen eine Aspirationspneumonie. 30 % der Fohlen bekamen noch während des Klinikaufenthaltes oder bereits nach Entlassung eine oder mehrere erneute Ösophagusverstopfungen. Zwei dieser Fohlen wurden aufgrund von Stenosenbildung 16 beziehungsweise 17 Tage nach Erstvorstellung euthanasiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die klinischen Symptome einer Ösophagusverstopfung beim Saugfohlen häufig mild sind und einer Bronchitis ähneln können. Die Ösophagusobstipation stellt eine Notfallsituation dar und bedarf einer schnellen Behandlung. Die Therapie am stehenden Patienten ist beim Saugfohlen im Vergleich zum adulten Pferd deutlich schwieriger, sodass eine Behandlung in Allgemeinanästhesie häufiger notwendig ist. Auch Komplikationen wie eine Aspirationspneumonie oder Drucknekrosen entstehen beim Saugfohlen schneller und umfangreicher.