Zur Entstehung der Cholesteatome gibt es eine Reihe unterschiedlicher Theorien, die z.T. sehr kontrovers diskutiert werden.Während das kongenitale Cholesteatom selten zu sein scheint, liefern neuere Untersuchungen zur Entstehung des erworbenen Cholesteatoms Hinweise für eine Kombination der Retraktionstaschentheorie und der Theorie der Hyperplasie der Basalzellschicht als wahrscheinlichen Erklärungsan-satz. Dies wird aus der Epidemiologie und Untersuchungen zum biologischen Verhalten der Matrix und Perimatrix der Cholesteatome belegt.
DefinitionZum Cholesteatom muss jede Anwesenheit von verhornendem Plattenepithel in den Mittelohrräumen erklärt werden [18, 51,52]. Dessen weitere Ausbreitung kann durch Destruktionen der angrenzenden knöchernen Strukturen zu z. T. lebensbedrohlichen Komplikationen führen [8]. Es handelt sich dabei um eine Ansammlung verhornender, zwiebelschalenartig angeordneter Epidermismassen, deren epithelialer Anteil als Cholesteatommatrix bezeichnet wird [30]. Das subepitheliale Bindewebe, auch Perimatrix genannt, weist in der Regel eine chronisch inflammatorische Reaktion auf [49]. Jede Anwesenheit von verhornendem Plattenepithel in den Mittelohrräumen ist als Cholesteatom zu sehen.
NomenklaturDie Bezeichnung ᭤"Cholesteatom" stammt von dem deutschen Physiologen Johannes Müller (Tabelle 1) und stützt sich auf die Anwesenheit von Cholesterinkristallen, die als charakteristischer Bestandteil gegolten haben [35]. Noch vor Müller wählte Cruveilhier 1829 die Bezeichnung "tumeur perlée".Virchow führte dann den Begriff "Perlgeschwulst" aufgrund der perlmutterähnlichen Oberfläche ein [9, 11,69]. Obwohl die Bezeichnung "Cholesteatom" recht unglücklich ist,ist sie seit langem so etabliert,so dass sie beibehalten werden sollte. Die unterschiedlichen Bezeichnungen, die ersatzweise vorgeschlagen wurden, sind in Tabelle 1 ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgelistet [31].
Chirurgische KlassifikationBereits Müller schlug eine Gliederung vor, die zwar auf den klassischen ᭤Entste-hungstheorien aufbaute, aber der chirurgischen Situation besser gerecht wurde ᭤ Cholesteatom ᭤ Entstehungstheorien HNO 2003 · 51:71-83 Redaktion H.-J.Schultz-Coulon, NeussDie Beiträge der Rubrik "Weiter-und Fortbildung" sollen dem Facharzt als Repetitorium dienen und dem Wissenstand der Facharztprüfung für den Arzt in Weiterbildung entsprechen.Die Rubrik beschränkt sich auf gesicherte Aussagen zum Thema.