50 Jahre Rodewischer Thesen - Zu den Anfängen sozialpsychiatrischer Reformen in der DDR

Abstract

The so-called Rodewisch Theses of 1963 demonstrate East German psychiatry's attempts to implement social-psychiatric reforms. To mark their 50th anniversary, this article analyses their emergence, drafting and implementation. It has been known that key requirements could only be fulfilled on a regional basis, the Leipzig University Department of Psychiatry being an outstanding example, although its staff worked rather autonomously of the Rodewisch Theses. The reasons for the different degree of success of these developments in individual areas are manifold, key reasons being the lack of stark political support and of opportunity to discuss shortcomings in mental health care, as in Western Germany, due to political circumstances in particular. There was no strong social basis and support as in Western democracies.

Berufliche Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen: gestern und heute eine Herausforderung

“…In Stralsund setzte sich der Chefarzt Friedrich Rudolf Groß für einen ärztlich verordneten "echten Arbeitsprozess" mit nachgehender Fürsorge ein [17]. Weitgehende Reformen wurden in der psychiatrischen Universitätsklinik Leipzig umgesetzt [18]. Dies begann unter Bernhard Schwarz, der mit der Psychologin Else Barthel ein Modell zur Testung der Arbeitsfähigkeit im klinischen Setting entwickelte.…”

Die Rolle der anthropologischen Psychiatrie in der Vorbereitungszeit der Psychiatrie-Enquete und Psychiatriereform in der Bundesrepublik Deutschland

“…"Rhein-Main-Klubs", zu dem Ärzte und Wissenschaftler um Kisker, Walter Bräutigam (1920 -2010) und Häfner gehörten, [37] als zentral für die Reformbewegung. In den entsprechenden Interviewsequenzen, die auf den Einfluss dieses Kreises eingingen, wurde der Rhein-Main-Club verstanden als eine Art Arbeitsgemeinschaft, die von den Institutsmitarbeitern gegründet wurde [ In ähnlicher Form wurden die Einflüsse der anthropologischen Psychiatrie in der DDR auf die bundesdeutschen Entwicklungen in den Zeitzeugengesprächen kaum thematisiert [53,54]. In 6 der autorisierten 19 Experteninterviews wurde allerdings in grundsätzlicher Form auf den ost-/westdeutschen Austausch eingegangen.…”

Karl Leonhard hat „kein Interesse!“ – Hintergründe über das Rodewischer Symposium aus neu aufgetauchten Quellen

“…Die "Rodewischer Thesen" wurden, auch zuletzt in der Psychiatrischen Praxis [1], in der nationalen wie internationalen Forschung als bemerkenswertes Ereignis für die Geschichte der deutschen und DDR-Psychiatrie sowie für die Geschichte der Sozialpsychiatrie gewürdigt [2 -6]. Die Thesen stellten Empfehlungen der Teilnehmer des "Internationalen Symposiums über psychiatrische Rehabilitation", das vom 23.…”

“…Diese waren dem Tagungsorganisator und seinerzeitigen Rodewischer Direktor Rolf Walther von den Referenten zugesandt worden, um sie im Vorhinaus allen Teilnehmern zugänglich zu machen und sie für einen geplanten Symposiumsband zusammenzutragen. 1 Rolle zugewiesen, indes muss er noch im Februar 1963 von Walther ernsthaft aufgefordert werden, sich zwecks anstehender Absprachen einmal nach Rodewisch zu begeben, und wird dann erst im März 1963 über ganz wesentliche Interna, so die angestrebte Teilnahme des stellvertretenden sowjetischen Gesundheitsministers, in Kenntnis gesetzt. Dennoch füllte er während des Symposiums die Rolle eines Mitglieds der wissenschaftlichen Leitung aus.…”

“…Weiterhin wird erhellt, dass die Beteiligung von BRD-Psychiatern vonseiten des Ministeriums für Gesundheitswesen der DDR aus ideologischen Gründen stark limitiert wurde und dass letztlich das Desinteresse Karl Leonhards, des Vorsitzenden der "Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie in der DDR", die Publikation eines Sammelbands, der die Vorträge des Symposiums gesichert hätte, erschwerte.Eben da das Symposium und die Thesen anhaltende Aufmerksamkeit finden und einige Umstände in der Forschung bis heute unbekannt sind oder als unaufgeklärt gelten, sollen hier zum Wissensbestand einige neue Details aus diesen jetzt aufgetauchten Quellen mitgeteilt werden, die zukünftig in der Bibliothek der Klinik für wissenschaftliche Untersuchungen vorgehalten werden 2. Im Wesentlichen handelt es sich um 3 Aspekte.Es ist bekannt, dass die Initiative für die Tagung, deren thematische Ausrichtung sowie politische Absicht vom Fachausschuss für Psychiatrie beim MfG der DDR ausging[1]. Diesen Fachausschuss bildeten die Direktoren der psychiatrischen Kliniken in Rodewisch, Rolf Walther, Brandenburg-Görden, Liese-Lotte Eichler(1907 -1985), Mühlhausen-Pfafferode, Ehrig Lange (1921 -2009) sowie Schwerin-Sachsenberg, Horst Berthold(1923 - 1969).…”