Das wiedererwachte Interesse an der Radialenchemie hat zu theoretischen und spektroskopischen Untersuchungen von cyclischen Polycarbonylverbindungen wie Cyclobutantetraon und seinen Homologen sowie zur Synthese des ersten [3]Phospharadialenderivats geführt. Radialene und ihre zahllosen Derivate mit ungewçhnlichen Eigenschaften der p-Elektronen versprechen interessante Anwendungen in den Materialwissenschaften. Radialene (1, Schema 1) sind Kohlenwasserstoffe, die ausschließlich aus semicyclischen Doppelbindungen bestehen; [1] neben den linearen Oligoenen, den Annulenen, den Fulvenen und den Dendralenen [2] bilden die Radialene die fünfte Gruppe an ungesättigten Verbindungen, die aus Ethyleneinheiten aufgebaut werden kçnnen. Während die Stammsysteme [3]-(2), [4]-(3) und [6]Radialen (5) allesamt in der chemischen Literatur [1] beschrieben wurden, ist das [5]Radialen (4) bis zum heutigen Tag unbekannt geblieben, obwohl über einige Derivate dieses Pentaens, z. B. das Decamethylderivat, berichtet worden ist. [3] Keines der hçheren Vinyloge aus dieser Reihe, beginnend mit dem [7]Radialen (6), wurde bisher beschrieben.Heteroradialene, das Thema dieses Highlights, sind Derivate, die formal dadurch erhalten werden, dass eine oder mehrere terminale =CH 2 -Gruppen eines Radialen-Kohlenwasserstoffs durch die entsprechende Zahl an isovalenten Heteroatomen oder heteroatomhaltigen Fragmenten ersetzt werden. Diese Ersatzgruppen kçnnen beispielsweise Sauerstoff, Schwefel oder die Iminfunktion sein. Während der Name "Oxokohlenstoffe" für Sauerstoffderivate einen klaren Bezug zu den Radialen-Kohlenwasserstoffen hat, von denen sie abgeleitet sind, haben die Derivate, in denen eine oder mehrere der Carbonylsauerstoffatome durch andere Atome oder Gruppen ersetzt worden sind, den eher ungenauen Namen "Pseudo-Oxokohlenstoffe" erhalten. Wenn die C = O-Gruppen in viergliedrigen Derivaten durch stickstoffhaltige Gruppen ersetzt werden, sprechen viele Autoren von "Squarainen". Die Einführung von phosphorhaltigen Gruppen führt zu Phospha[n]radialenen (siehe unten).Der Ersatz der Methylengruppen in einem Radialen jenseits von 2 durch Heteroatome führt zu einem schnellen Anstieg der Strukturvielfalt, da nicht nur zwei oder mehrere heteroorganische Substituenten identisch sein kçnnen oder nicht, sondern auch in benachbarter oder nichtbenachbarter Position gebunden sein kçnnen. Hinzu kommt, dass beim Vorhandensein von zwei oder mehr heteroorganischen Substituenten des Imin-(CH 2 !NR) oder des weiter unten besprochenen Phospha-Typs (CH 2 !PR) das Problem der Diastereoisomerie auftritt, da die Substituenten R zueinander oder voneinander weg zeigen kçnnen.Die Oxa-Derivate der Radialene wurden von West als cyclische Multicarbonylverbindungen definiert, in denen "alle oder fast alle Kohlenstoffatome an Carbonyl-oder Enol-Sauerstoffatome oder ihre hydratisierten oder deprotonierten ¾quivalente gebunden sind". [4] Wenn man über Oxokohlenstoffe spricht, sind daher in der Regel nicht die neutralen (CO) n -Verbindungen gemeint, sondern ihre entsprechenden ...