Zusammenfassung
Titel und Gegenstand dieser Arbeit erhalten ihre Legitimation durch den Beginn der universitär institutionalisierten Sportwissenschaft in Deutschland im Jahre 1920. Es gibt mehrere Argumente, diesen Beginn in Deutschland im Jahr 1920 zu verorten. Da ist zunächst die Gründung der privaten Deutschen Hochschule für Leibesübungen, die am 15. Mai 1920 erfolgte. Sie wurde vom Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen (DRA), dem Dachverband bürgerlicher Turn- und Sportverbände, getragen und besaß bis 1931 keine staatliche Anerkennung. Einem anderen Ereignis muss wissenschaftshistorisch vielleicht eine noch höhere Bedeutung zugesprochen werden. Im Liebighörsaal der Universität Gießen wurde am 22. Oktober 1920 ein Institut für Körperkultur gegründet. Damit drangen die Leibesübungen erstmals in den Kanon der wissenschaftlichen Fächer einer Universität ein. Das Institut wurde mit dem Anspruch gegründet, als „Musteruniversität“ zu fungieren. Aus dieser Gründungsphase liegen verschiedene Denkschriften und Eingaben vor, die sich theoretisch und konzeptionell mit dem Wissenschaftscharakter des Faches, seinen Problemen und einer möglichen institutionellen Verankerung befassten. Besonders sticht eine Denkschrift des akademischen Turn- und Sportlehrers Dr. Walter Werner aus dem Jahr 1921 hervor, in der versucht wird, eine kulturalistisch ausgerichtete pädagogische Wissenschaft der Leibesübungen zu begründen. In diesem Beitrag wird die damals entwickelte Position mit aktuellen Arbeiten zum Gegenstand, zur Identität und zum Wissenschaftscharakter der Sportpädagogik kontrastiert. Sowohl Thiele als auch Prohl attestieren dem Fach heute eine prekäre Situation: Zentrale wissenschaftstheoretische Fragen seien ungelöst. War man vor 100 Jahren konzeptionell vielleicht schon weiter?
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