Zusammenfassung
Einleitung Durch die 8. Auflage der TNM-Klassifikation und die aktualisierte S3-Leitlinie ergaben sich in den letzten beiden Jahren Neuerungen in der Stadieneinteilung und Behandlung des Lungenkarzinoms. Ziel dieser Arbeit ist es, die Stadiendifferenzierungen und -wechsel von der 7. hin zur 8. Auflage zu identifizieren und mögliche therapeutische, insbesondere chirurgische Konsequenzen darzustellen.
Methoden Prospektive Datenerhebung aller Lungenkrebsprimärfälle vom 01.01.2016 bis 31.12.2016 an 2 thoraxchirurgischen Zentren und Nachuntersuchung im März 2019. Vergleich der 7. Auflage der Tumorklassifikation für das Lungenkarzinom mit der 8. Auflage in Hinblick auf Veränderungen des Stadiums, Auswirkungen auf die leitliniengerechte, insbesondere chirurgische Therapie des Lungenkarzinoms und das Gesamtüberleben.
Ergebnisse Es konnten 432 Primärfälle einer Lungenkrebserkrankung ermittelt werden. Davon konnten entsprechend der 8. Auflage 82 Patienten (7. Auflage: n = 85) dem Stadium I, 43 (n = 49) Patienten dem Stadium II, 100 (n = 91) Patienten dem Stadium III und 207 (n = 207) Patienten dem Stadium IV zugeordnet werden. Es wurden 81 (18,7%) Veränderungen des Tumorstadiums mit einer deutlichen Tendenz zur Höherstufung (77 Aufwertungen vs. 4 Abwertungen) detektiert. Bei 63 Patienten (14,6%) zeigte sich ein Stadienwechsel innerhalb eines Stadiums (z. B. IIA → IIB), für 18 Patienten (4,1%) ergab die Auswertung einen übergreifenden Stadienwechsel (z. B. IIB → IIIA) mit einer formalen Änderung in der Therapieempfehlung ohne primär operative Therapieindikation bei 12 Patienten (2,8%). Die neu eingeführten Subgruppen (IA1–3, IIIC und IVA/B) ergaben für 290 Patienten (67,1%) eine spezifischere Stadiendifferenzierung. Für die neuen Stadien IVA/B konnte ein signifikanter Unterschied
im 2-Jahres-Überleben dargestellt werden (IVA = 25,2%; IVB = 13,0%; p < 0,05).
Schlussfolgerung Die Weiterentwicklung der TNM-Klassifikation für das Bronchialkarzinom zur aktuellen 8. Auflage zeichnet sich durch eine differenziertere Einteilung aus. Im untersuchten Kollektiv zeigte sich eine deutliche Tendenz zur Höherstufung des Tumorstadiums. Unter Berücksichtigung der aktuellen Empfehlungen aus der S3-Leitlinie reduziert sich daher die Anzahl der Patienten mit formal primärer OP-Empfehlung im Stadium I – IIIA. Vor allem die Veränderungen des T-Status bei gleichbleibendem N-Status und die Aufwertung einzelner Tumorformeln in ein höheres Tumorstadium verursachen diese Dynamik. Das signifikant bessere 2-Jahres-Überleben im Stadium IVA bei singulärer Fernmetastasierung (M1b) und M1a-Metastasierung im Vergleich zum Stadium IVB unterstützt die differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Metastasierungsgrade.
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