ZusammenfassungDie SARS-CoV-2-Pandemie hat ein Defizit an essentieller infektionsepidemiologischer Infrastruktur, insbesondere in Bezug auf die Genomische Erreger-Surveillance (GES) in Deutschland, gezeigt. Zur Vorbereitung auf zukünftige pandemische Notlagen sehen es die Autor*innen als dringend erforderlich an, dieses bestehende Defizit durch den Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur für GES zu beheben. Ein derartiges Netzwerk kann auf bereits regional initiierten Strukturen, Prozessen und Interaktionen aufbauen und diese weiter optimieren. Es kann zukünftig mit einer hohen Anpassungsfähigkeit auf aktuelle und kommende Herausforderungen reagieren.Ziele der vorliegenden Arbeit sind die Verdeutlichung der Dringlichkeit und Skizzierung von Vorschlägen zur Etablierung eines effizienten, anpassungsfähigen und reaktionsbereiten GES-Netzwerkes unter Berücksichtigung von externen Rahmenbedingungen und internen Standards. Die erarbeiteten Vorschläge basieren auf der Grundlage globaler und länderspezifischer Best Practices und Strategiepapiere. Zu den konkreten nächsten Schritten zur Realisierung einer integrierten GES zählen die Ermöglichung der Verknüpfung epidemiologischer Daten mit Genomdaten der Erreger, die gemeinsame und koordinierte Nutzung von vorhandenen Ressourcen, die Nutzbarmachung der so gewonnenen Surveillance-Daten für relevante Entscheidungstragende, den Öffentlichen Gesundheitsdienst und die wissenschaftliche Gemeinschaft sowie die Einbindung aller Stakeholder. Der Aufbau eines GES-Netzwerkes ist essentiell für die kontinuierliche, stabile, aktive Überwachung des Infektionsgeschehens in Deutschland sowohl während pandemischer Phasen als auch außerhalb dieser.
Background:
The B-FAST project of the National University Network (NUM) examines and records applied surveillance strategies implemented in hospitals i.a., to protect patients and employees from SARS-CoV-2 infection.
Methods:
Infection control physicians in German university hospitals (UK), as well as non-university hospitals (NUK; Bavaria, Lower Saxony) were surveyed in March 2021 regarding SARS-CoV-2 testing/surveillance strategies in a cross-sectional study using a standardized online questionnaire. The focus was on screening strategies taking into account the “test” methods used (case history, PCR, antigen, antibody test).
Results:
The response rate was 91.7% (33/36) in UK and 11.3%–32.2% in NUK. Almost all hospitals (95.0%) performed a symptom and exposure check and/or testing upon inpatient admission. Non-cause-related testing (screening) of health care workers in COVID wards was preferably done by PCR in UK (69.7% PCR; 12.1% antigen), while NUK (29.9% PCR; 49.3% antigen) used antigen testing more frequently. Regardless of the type of facility, about half of the respondents rated the benefit of screening higher than the effort (patients: 49%; employees: 45%).
Conclusion:
Testing/surveillance strategies find a high level of acceptance at German hospitals and are generally carried out in accordance with the national testing strategy with differences depending on the level of care.
Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel
Zu Beginn der COVID-19-Impfkampagne in Deutschland wurden Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen aufgrund des hohen Expositionsrisikos und des Kontakts mit vulnerablen Gruppen priorisiert gegen SARS-CoV‑2 geimpft. Die Krankenhäuser waren angehalten die Impfungen ihrer Beschäftigten möglichst schnell zu organisieren und durchzuführen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Impfstrategie für die Mitarbeitenden deutscher Kliniken zu erfassen.
Methoden
In einer Querschnittstudie mit selbstentwickeltem Fragebogen wurden die Leitungen der (Krankenhaus‑)Hygiene aller deutschen Universitätskliniken sowie der Nicht-Universitätskliniken in Niedersachsen und Bayern im März 2021 befragt. Die Daten wurden nach den beiden Versorgungsstufen stratifiziert.
Ergebnisse
100 von 416 versendeten Fragebögen wurden vollständig ausgefüllt (Universitätsklinik: 33, Nicht-Universitätsklinik: 67). Universitätskliniken berichteten von einer größeren Impfkapazität als Nicht-Universitätskliniken, ein begrenzender Faktor waren die ungewissen Impfstofflieferungen. 89 % der Kliniken planten Informationskampagnen zum Thema Impfung oder hatten diese bereits durchgeführt. 70 % gaben an, keine Antikörpertests bei geimpften Beschäftigten durchführen zu wollen. Eine Nachverfolgung geimpfter Beschäftigter zur Detektion möglicher SARS-CoV-2-Infektionen mittels Erregernachweis durch PCR wurde von 41 % geplant. Im Falle des Nachweises einer SARS-CoV-2-Infektion bei geimpften Beschäftigten hatten 72 % weitere Diagnostik geplant.
Diskussion
Alle Krankenhäuser konnten eine schnelle Umsetzung der COVID-19-Vakzinierung ihrer Beschäftigten erreichen. Zum Zeitpunkt der Befragung gab es große Unsicherheit bezüglich des Umgangs mit Durchbruchsinfektionen und der Notwendigkeit von Auffrischimpfungen.
The SARS-CoV-2 pandemic has highlighted the importance of viable infection surveillance and the relevant infrastructure. From a German perspective, an integral part of this infrastructure, genomic pathogen sequencing, was at best fragmentary and stretched to its limits due to the lack or inefficient use of equipment, human resources, data management and coordination. The experience in other countries has shown that the rate of sequenced positive samples and linkage of genomic and epidemiological data (person, place, time) represent important factors for a successful application of genomic pathogen surveillance. Planning, establishing and consistently supporting adequate structures for genomic pathogen surveillance will be crucial to identify and combat future pandemics as well as other challenges in infectious diseases such as multi-drug resistant bacteria and healthcare-associated infections. Therefore, the authors propose a multifaceted and coordinated process for the definition of procedural, legal and technical standards for comprehensive genomic pathogen surveillance in Germany, covering the areas of genomic sequencing, data collection and data linkage, as well as target pathogens. A comparative analysis of the structures established in Germany and in other countries is applied. This proposal aims to better tackle epi- and pandemics to come and take action from the “lessons learned” from the SARS-CoV-2 pandemic.
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