“…So sind etwa Visitationsprotokolle schon lange und zuletzt gerade von lokal-und kultur-geschichtlichen Arbeiten zur Historischen Bildungsforschung genutzt worden. 113 Man könnte deshalb vielmehr von einer Wiederentdeckung bestimmter Quellen sprechen, die mit manchen der soeben genannten älteren Forschungsarbeiten eine sehr optimistische Sicht teilt, dass diese Quellen gleichsam aus sich heraus, durch neue »Lesbarkeit vergangener Praktiken« oder durch Betrachtung materieller Artefakte zu praxeologischen Erkenntnisgewinnen verhelfen können. 114 So drohen die Quellen fast als Abbilder genommen zu werden, die gleichsam von selbst durch nahe Beschreibung Wirklichkeit, Praktiken, Interaktionen zeigen könnten, sodass Entstehungs-und Verwendungskontexte der Quellen etwas stark verblassen.…”
Section: Kontextualität Und Reziprozität Von Praktikenunclassified
“…Bittner/Kessl sprechen von einer »Familiarisierung des Pädagogischen«, wenn sich pädagogische Institutionen die Herkunftsfamilie als Modell und Ideal aneignen und deren Praktiken in den pädagogischen Alltag überführen. 113 Grube/De Vincenti haben gezeigt, dass in Unterstrass pädagogisches Wissen vor allem über das Prinzip der Tradierung innerhalb der »Seminarfamilie«, von erfahrenen Seminarlehrern auf die angehenden Primarlehrer, sowie durch die alltägliche Integration in diese Seminarfamilie weitergegeben wurde. 114 Auch für das kantonale Seminar Küsnacht, das nur bis 1875 ein Konvikt betrieb, 115 sind familienähnliche Gemeinschaftspraktiken ausgewiesen.…”
Section: Das Meist Drei-bis Viermal Im Jahr Erscheinende Seminarblatt Umfasste 1905-1950 229 Alsunclassified
“…Insgesamt erzielte Traber 100 ½ Punkte im Abschlusszeugnis und lag damit im oberen Drittel. 113 Zeugnisse und Bewertungsdokumente ›machen‹ den guten Lehrer und verschweigen mitunter -nicht immer, wie der Beitrag von Andrea De Vincenti zeigt -Konf likte innerhalb des Seminars. Denn die Anzahl der vergebenen Lehrerpatente war für die soziokulturelle Reputation und damit für die diskursive Aufrechterhaltung des Seminars als spezifische Lebensform existenziell wichtig.…”
Section: Ausbruch Aus Dem Seminar: Eigensinnige Normverstösse Und Strafpraktiken In Verschiedenen Quellenperspektivenunclassified
“…In diesem Sinne könnte das »Streben nach Originalität, nach einer Unverwechselbarkeit des Ichs« und nach Eigensinn der scheinbar eigenwillig berichterstattenden angehenden Lehrpersonen auch umschlagen in einen Handlungsvollzug, der das Abweichende gegenüber dem Standard der Gestaltungsprinzipien zum hegemonialen Muster werden lässt. 113 So bleibt im Vergleich zu historischen anderen Ansätzen in dem praxeologisch orientierten und quellenbasierten Problemaufriss der unverstellte Bezug zum »Mysterium des Realen in der Moderne« 114 selbstverständlich ebenfalls versagt, aber womöglich wird die Nicht-Feststellbarkeit des Realen durch den hier vorgestellten Zugriff mit dem Filter der parallel sich ereignenden Musterhaftigkeit und Eigensinnigkeit menschlicher Erfahrungen ein wenig greif barer. Wie die anderen Geisteswissenschaften unterliegt auch die Bildungshistoriografie thematischen und methodischen Konjunkturen.…”
“…So sind etwa Visitationsprotokolle schon lange und zuletzt gerade von lokal-und kultur-geschichtlichen Arbeiten zur Historischen Bildungsforschung genutzt worden. 113 Man könnte deshalb vielmehr von einer Wiederentdeckung bestimmter Quellen sprechen, die mit manchen der soeben genannten älteren Forschungsarbeiten eine sehr optimistische Sicht teilt, dass diese Quellen gleichsam aus sich heraus, durch neue »Lesbarkeit vergangener Praktiken« oder durch Betrachtung materieller Artefakte zu praxeologischen Erkenntnisgewinnen verhelfen können. 114 So drohen die Quellen fast als Abbilder genommen zu werden, die gleichsam von selbst durch nahe Beschreibung Wirklichkeit, Praktiken, Interaktionen zeigen könnten, sodass Entstehungs-und Verwendungskontexte der Quellen etwas stark verblassen.…”
Section: Kontextualität Und Reziprozität Von Praktikenunclassified
“…Bittner/Kessl sprechen von einer »Familiarisierung des Pädagogischen«, wenn sich pädagogische Institutionen die Herkunftsfamilie als Modell und Ideal aneignen und deren Praktiken in den pädagogischen Alltag überführen. 113 Grube/De Vincenti haben gezeigt, dass in Unterstrass pädagogisches Wissen vor allem über das Prinzip der Tradierung innerhalb der »Seminarfamilie«, von erfahrenen Seminarlehrern auf die angehenden Primarlehrer, sowie durch die alltägliche Integration in diese Seminarfamilie weitergegeben wurde. 114 Auch für das kantonale Seminar Küsnacht, das nur bis 1875 ein Konvikt betrieb, 115 sind familienähnliche Gemeinschaftspraktiken ausgewiesen.…”
Section: Das Meist Drei-bis Viermal Im Jahr Erscheinende Seminarblatt Umfasste 1905-1950 229 Alsunclassified
“…Insgesamt erzielte Traber 100 ½ Punkte im Abschlusszeugnis und lag damit im oberen Drittel. 113 Zeugnisse und Bewertungsdokumente ›machen‹ den guten Lehrer und verschweigen mitunter -nicht immer, wie der Beitrag von Andrea De Vincenti zeigt -Konf likte innerhalb des Seminars. Denn die Anzahl der vergebenen Lehrerpatente war für die soziokulturelle Reputation und damit für die diskursive Aufrechterhaltung des Seminars als spezifische Lebensform existenziell wichtig.…”
Section: Ausbruch Aus Dem Seminar: Eigensinnige Normverstösse Und Strafpraktiken In Verschiedenen Quellenperspektivenunclassified
“…In diesem Sinne könnte das »Streben nach Originalität, nach einer Unverwechselbarkeit des Ichs« und nach Eigensinn der scheinbar eigenwillig berichterstattenden angehenden Lehrpersonen auch umschlagen in einen Handlungsvollzug, der das Abweichende gegenüber dem Standard der Gestaltungsprinzipien zum hegemonialen Muster werden lässt. 113 So bleibt im Vergleich zu historischen anderen Ansätzen in dem praxeologisch orientierten und quellenbasierten Problemaufriss der unverstellte Bezug zum »Mysterium des Realen in der Moderne« 114 selbstverständlich ebenfalls versagt, aber womöglich wird die Nicht-Feststellbarkeit des Realen durch den hier vorgestellten Zugriff mit dem Filter der parallel sich ereignenden Musterhaftigkeit und Eigensinnigkeit menschlicher Erfahrungen ein wenig greif barer. Wie die anderen Geisteswissenschaften unterliegt auch die Bildungshistoriografie thematischen und methodischen Konjunkturen.…”
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