6. (Spezielle) Chemische Reaktionen dendritischer leküle 6.1 Kovalente chemische Reaktionen Die Vielseitigkeit dendritischer Moleküle spiegelt sich nicht nur in ihren physikalischen Eigenschaften, sondern auch in der Einsatzfähigkeit bei chemischen Umsetzungen wider. Schon im Design kann hinsichtlich Kern, Verzweigung und Peripherie vor Beginn der Synthese eine Steuerung der chemischen Eigenschaften versucht werden. Die mit Reagenzien oft gut zugängliche Dendrimer-Oberfläche mit ihrer definierten Anzahl von Endgruppen bietet eine Vielzahl an Funktionalisierungsmöglichkeiten. Durch Balance der Philie-Eigenschaften (Hydrophilie/Lipophilie), sinnvolle Wahl der terminalen Gruppen an der Peripherie sowie der konformativen Flexibilität der Verzweigungen kann eine gewisse Anpassung an die gegebenen Reaktionspartner und -parameter vorgenommen werden. Der Molekülbau bestimmt zudem die Dichteverteilung innerhalb des Dendrimers und somit auch permanente oder dynamische -sich erst im Zuge der Wechselwirkungen ausbildenden -Nischen, die wiederum für die Wirt/Gast-Chemie wichtig sind.Da im Kapitel 3 bereits die -naheliegenden -kovalenten Reaktionen an der Peripherie von Dendrimeren (Funktionalisierungen und Umfunktionalisierungen) beschrieben wurden, seien hier einige darüber hinausgehende, speziellere Reaktionsweisen ergänzt. Dazu gehören auch solche, bei denen im Inneren des Dendrimer-Moleküls, zwischen Kern und Peripherie, Bindungen geknüpft oder gespalten werden. In diesem Bereich gibt es bisher allerdings mehr supramolekulare (nicht-kovalent reversible) Beispiele (siehe Abschnitt 6.2) als kovalente, die zwar als etwas spezieller, aber auch als recht originell gelten können und auf die im folgenden Abschnitt 6.1.1 eingegangen wird.
MetatheseFréchet und Liang synthetisierten ein Benzylether-Dendrimer der fünften Generation mit 22 internen Allygruppen. Anschließende Olefin-Metathese [1] verursachte zum einen eine intramolekulare Vernetzung, zum anderen wurde eine kovalente Verknüpfungsstelle für Olefinfunktionalisierte Gäste geschaffen (Bild 6-1). [2] Auf diese Weise konnte auch eine intermolekulare Quervernetzung -zwischen G5-Dendrimer-Molekülen -erreicht werden.