Die Klavikulaschaftfraktur stellt mit 3-5% aller Frakturen und etwa 45% aller Schulterverletzungen eine der häufigs-ten Skelettverletzungen des Menschen dar. Ihre Inzidenz beträgt etwa 64 Fälle auf 100.000 Personen/Jahr [13]. Sie entsteht durch den Sturz auf die Schulter, sehr häufig als Folge eines Fahrradsturzes. Oft kommt es durch den Zug des M. sternocleidomastoideus zu einer erheblichen Fehlstellung mit Verkippung des körper-nahen Fragments nach oben und zu einer Verkürzung.Die Diagnose ist klinisch und radiologisch leicht zu stellen.
TherapieFrüher wie heute galt der Satz:"Die Klavikulafraktur heilt mit Arzt, ohne Arzt und trotz Arzt!"
Konservative BehandlungBis vor kurzem wurde die Schlüssel-beinfraktur konservativ durch Anlage eines Rucksackverbands für 4 bis 6 Wochen behandelt. Sie heilt in der Regel mit deutlicher Kallusbildung sowie Verkür-zung und Verkippung aus. Eine Reposition oder Stabilisierung gelingt im Rucksackverband entgegen der landläufigen Meinung nicht. Petracic [11] erklärte bereits 1983, wenn man eine Reposition im Rucksackverband erreichen wollte, müsse er so fest angezogen sein, dass beide Arme nicht mehr durchblutet werden würden. Der Verband führt zu Venenstau und erinnert den Patienten lediglich an das Vorhandensein einer Fraktur und strahlt bereits nach kurzer Zeit unangenehme Gerüche aus, weshalb wir ihn auch heutewenn überhaupt -nur sehr kurz für wenige Tage zur Linderung der Schmerzen anlegen.In verschiedenen Studien wurden bei der konservativen Behandlung der Klavikulafraktur Pseudarthroseraten von 1-13% beschrieben [13]. Trotzdem wurden bis vor 15 Jahren gut 80% der Frakturen konservativ behandelt. Als Operationsindikationen galten nur die offenen Frakturen, die drohende Durchspießung, Nerven-Gefäß-Störungen, die "floating shoulder" mit Skapula-und begleitender Klavikulafraktur sowie die instabile Rippenserienfraktur mit begleitender Klavikulafraktur, um
VerfahrenswahlBiomechanisch ist die intramedulläre Applikation als ideal anzusehen, weil das Problem der wechselnden Zuggurtungsseite des Schlüsselbeins durch die zentrale Lage des Kraftträgers umgangen wird [5,6,13]. Geeignet für die intramedullä-re Schienung [ESIN, TEN ("titan elastic nail"), Prevot-Nagelung] sind grundsätz-lich nur 2-und 3-Fragment-Frakturen. Bei mehrfragmentären Frakturen ist das Verfahren nicht sinnvoll, da die sich die Fraktur ähnlich wie eine Ziehharmonika über dem Nagel zusammenstauchen kann und keine genügende Abstützung findet. Bei 3-Fragment-Frakturen ist auf eine ausreichende Abstützung zu achten, da es sich bei der Versorgung mit dem (unverriegelten) Nagel um ein längeninstabiles Verfahren handelt.
Vorgehen
NachbehandlungDie Versorgung ist bei sicherer Nagelverklemmung übungsstabil. Gelingt die geschlossene Reposition, können die Patienten ggf. ambulant behandelt werden. Wenn offen reponiert werden muss, werden sie für kurze Zeit stationär aufgenommen.Der Patient kann postoperativ bei 2-Fragment-Frakturen in alle Richtungen schmerzadaptiert bewegen und nach 2 bis 3 Wochen auch schmerzadaptier...