Wie psychisch belastet fühlen sich Jugendliche mit selbstverletzendem Verhalten?

Abstract

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Prävalenzstudien zum selbstverletzenden Verhalten bei Heranwachsenden in unterschiedlichen Ländern veröffentlicht. Aus der Schweiz liegen jedoch keine belastbaren Zahlen vor. Kritisch ist bei der Vielzahl der Studien anzumerken, dass sich diese oft auf ein „einfaches“ Feststellen der Prävalenz beschränken und kaum Hinweise für eine effektive Frühintervention geben. Im Rahmen einer epidemiologischen Fragebogenuntersuchung im Kanton Basel-Stadt wurden 447 Schüler (M = 14.95 Jahre, SD = 0.74, 52 % männlich) untersucht. Neben der Erfassung der Form und Art der Selbstverletzung wurde auch die psychische Belastung der Schüler erfasst. Es sollte überprüft werden, wie viele Selbstverletzer sich im Screening für psychische Störungen (SPS-J) als psychisch belastet beschreiben. 61 (13.6 %) Jugendliche gaben an, sich bereits mindestens einmal selbstverletzt zu haben. 29 (6.4 %) haben sich im letzten Monat selbst verletzt, 4 davon häufiger als viermal. Die Ergebnisse bestätigten die hohen Prävalenzraten für selbstverletzendes Verhalten. Interessant ist, dass Selbstverletzer im Schnitt zwar wesentlich höhere Werte im SPS-J erzielten, sich aber bei weitem nicht alle als psychisch auffällig beschrieben (18 von 61 selbstverletzenden Jugendlichen erzielten unauffällige Werte). Für eine effektivere Identifikation sollten daher Fragen zum selbstverletzenden Verhalten in psychopathologische Screeningfragebögen integriert werden, um diese Symptomatik adäquat abbilden zu können. Die Ergebnisse und die hohen Prävalenzen legen nahe, dass verschiedene Subgruppen von Selbstverletzern existieren, die passgenaue Hilfen für ihre Symptomatik benötigen.

Non-suicidal self-injury and emotion regulation: a review on facial emotion recognition and facial mimicry

“…In the diagnostic criteria for NSSI for the fifth edition of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders ( DSM-5 ) of the American Psychiatric Association [7,8], NSSI needs to occur at least five times to be regarded as problematic. This repetitive NSSI (more than four times) is found in 4–6% of adolescents ([2,5,9]; see [10] for an overview). In a child and adolescent psychiatric inpatient setting, over 25% of adolescents were found to engage in this behavior [2].…”

“…This lack of evidence-based treatments makes treating adolescents with NSSI difficult and often quite scary for clinicians [98,99]. This might explain the high rate of untreated adolescents suffering from NSSI and the high drop-out rates in out- and inpatient psychotherapy [9,92]. …”

Temperaments- und Charaktereigenschaften und selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen

“…pen von Menschen, die sich selbst verletzen, zu beschreiben, zumal das Ausmaß, die Schwere und der Grad des selbstverletzenden Verhaltens, die Art und Weise der Selbstverletzung sowie die der Verletzung zugrunde liegenden Motive stark variieren (2,5,6).…”

Emotionsregulation und zwischenmenschliche Beziehungen bei Jugendlichen mit NSSV

“…Repetitives NSSV tritt im Jugendalter mit einer Häufigkeit von 4 bis 5% auf (4). NSSV im Jugendalter ist verbunden mit einem erhöhten Suizidrisiko (5) und weiteren Auffälligkeiten wie depressiven Symptomen, Selbstwertproblemen, Alkoholund Drogenmissbrauch, Beziehungsstörungen mit Gleichaltrigen und Familienmitgliedern, schlechten Schulleistungen sowie Verhaltensauffälligkeiten (6)(7)(8). Bislang ist NSSV im DSM-IV-TR und ICD-10 kein eigenständiges Störungsbild, sondern ein Kriterium der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS).…”