Wie bewerten Führungskräfte den Einsatz von psychiatrieerfahrenen Genesungsbegleitern?

Abstract

Zusammenfassung Anliegen Die Perspektive des Personalmanagements auf die Peer-Arbeit in psychiatrischen Einrichtungen sollte untersucht werden. Methode In einer qualitativen Interviewstudie wurden elf Führungskräfte psychiatrischer Institutionen befragt, die Genesungsbegleiter beschäftigen. Ergebnisse Die Befragten zogen eine insgesamt positive Bilanz hinsichtlich des Einsatzes von Genesungsbegleitern. Peer-Support wurde als besonderes Qualitätsmerkmal einer psychiatrischen Einrichtung beschrieben. Darüber hinaus wurden Verbesserungen im Hinblick auf ein positiveres therapeutisches Klima geschildert. Aufgrund ihrer Erfahrungen benannten die Führungskräfte eine Reihe von Aufgaben des Change Managements, z. B. im Hinblick auf die Vorbereitung der Organisation, Personalauswahl und -finanzierung, Tätigkeitsbeschreibungen und die Integration der Genesungsbegleiter im Team. Diskussion Die Ergebnisse unterstreichen die spezifischen Vorteile von Peer-Support für die Weiterentwicklung der psychiatrischen Praxis. Einige Implikationen für das Personalmanagement werden diskutiert.

Genesungsbegleitung und stationsäquivalente Behandlung

“…Unsere Ergebnisse stehen im Einklang mit anderen Untersuchungen [21][22][23][24]: Auch in diesen Arbeiten werden Probleme bei der Rollenkonstitution von GB und strukturelle Barrieren benannt. Ein Teil unserer Ergebnisse hat also auch für die Mitarbeit von GB in der psychiatrischen Versorgung im Allgemeinen Geltung und ist nicht nur für die aufsuchende Arbeit relevant.…”

“…Verschiedene Studien zeigen, dass eine klare Verteilung von Aufgaben und Rollen essenziell für eine gelingende Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen ist [23][24][25]. Welche Aufgaben und Rollen GB im Rahmen der aufsuchenden Arbeit zukommen, wurde bisher nicht untersucht.…”

“…So hatte nur jeder zweite TN einen GB als Teamkollegen. Demgegenüber weisen Aretz et al [24] darauf hin, dass die Vernetzung von GB zentral für die Rollenfindung und das Outcome der Arbeit dieser Berufsgruppe ist. Zweitens zeigen unsere Ergebnisse, dass der Arbeitseinsatz von GB zu "verschwinden" droht aufgrund ihrer im Vergleich zu anderen Berufsgruppen geringen Anzahl, ihrer vergleichsweise geringen Stundenkontingen-te und Anstellungsverhältnisse sowie ihrer fehlenden Repräsentation im KIS.…”

“…Damit verbunden ist ein drittes strukturelles Problem, das ebenfalls in der Literatur beschrieben wird [24,30], das Problem der nicht leistungsgerechten Entlohnung: Die Mehrheit der befragten TN wurde in einer Entgeltgruppe für ungelernte Helfer eingruppiert und wird nur für wenige Wochenstunden vergütet. Es stellt sich die Frage inwiefern es vertretbar ist, Mitarbeitende in einer durchaus fordernden akutpsychiatrischen Arbeit zu beschäftigen, ohne sie in den Tarifwerken des Gesundheitswesens zu erfassen.…”