Welfare-Problem Lahmheit bei Milchkühen – Initiative ist gefragt

Abstract

Lahmheiten von Milchkühen unterliegen einer mittleren Prävalenz von 25 % und sind ein Ausdruck von Schmerzen und Leiden. Dies macht Lahmheiten zu einem der wichtigsten Animal-Welfare-Probleme in der Milchviehhaltung. Die Ursache der hohen Prävalenz ist vornehmlich in der Vorenthaltung einer sachgerechten Behandlung zu suchen. Ein konsequentes Eingreifen bestehend aus regelmäßigem Scoring und einer raschen Behandlung vermag auch bei hohen Inzidenzen die derzeitige Prävalenz auf 5 % zu senken. In einem zweiten Schritt ist die Inzidenz durch Prävention nachhaltig zu mindern. Landwirte müssen für das Thema sensibilisiert und in der Erkennung von Lahmheiten trainiert werden. Einleitung Eine im Jahre 2009 im Auftrag der European Food Safety Authority (EFSA) durchgeführte Risikoanalyse stellte Lahmheiten als eines der bedeutendsten Animal-Welfare-Probleme in der Milchviehhaltung heraus [7-9]. Dem Bericht zufolge handelt es sich um ein häufiges Problem, welches bei Kühen anhaltend erhebliche Schmerzen und Leiden hervorruft. Lahmheit ist keine Erkrankung an sich, sondern ein Symptom, eine Bewegungsänderung bzw. -störung, die sich aufgrund einer Erkrankung des Bewegungsapparats ergibt [11]. Dabei kann es sich um eine rein mechanische oder nervale Störung handeln. Meist beruht die Bewegungsstörung bei Kü-hen jedoch auf erlebtem Schmerz und dessen Vermeidung [32]. Etwa 90 % der Lahmheiten bei Milchkü-hen sind auf Erkrankungen der Klauen, meist denen der Hintergliedmaßen, zurück-zuführen [6, 30]. Die Erkrankungen können überwiegend infektiöser Natur sein (z. B. Dermatitis digitalis) oder sich als vornehmlich management-und haltungsbedingte Veränderung im Bereich des Klauenschuhs manifestieren (z. B. Sohlengeschwüre) [39]. Neben dem abnormen Gangbild zeigen lahme Kühe weitere Veränderungen in ihrem Verhalten. Zur Vermeidung lahmheitsbedingten Schmerzes liegen betroffene Kü-he vermehrt [28, 38] und gehen signifikant seltener zum Futtertrog [1]. Einmal am Trog, fressen sie dann zwar mehr und schneller, nehmen aber dennoch bei fortgeschrittener Erkrankung insgesamt weniger Trockenmasse auf [2, 16, 28]. Auch ihr Sozialverhalten ist verändert [15]. Lahme Kühe sinken in der Herden-Rangordnung [25, 38], sie sind unruhiger [19] und betreten den Melkstand später [25]. Animal Welfare Animal Welfare wird definiert über die Fä-higkeit des Tieres, mit seiner Umgebung zurechtzukommen [5]. Es geht um den Erfolg oder Misserfolg, sich an Lebensumstände anzupassen. Gelingt es dem Tier nicht, sich zu adaptieren, ist es anhaltend gestresst und befindet sich in einem schlechten Wel-134 Enke Verlag | veterinär spiegel 2010; 3: 134-138 Janßen S et al. Welfare-Problem Lahmheit bei Milchkühen -Initiative ist gefragt Heruntergeladen von: University of Pennsylvania Libraries. Urheberrechtlich geschützt.