ZusammenfassungDas Verhältnis von Religion und populärer Kultur hat in der deutschsprachigen Religionssoziologie breite Aufmerksamkeit gefunden, ist aber bislang nur selten für die Untersuchung kirchlich verfasster Religionspraxis fruchtbar gemacht worden. Mit dem von der EKD mitgetragenen Online-Kanal „Jana glaubt“ erschließt der vorliegende Beitrag ein profiliertes und auch kontrovers diskutiertes Pionierprojekt im Schnittfeld von Populärer Religion und kirchlicher Glaubenskommunikation.Die Argumentationsführung erfolgt in sechs Schritten. Zunächst werden die für den Beitrag leitenden Theorieperspektiven – das von Hubert Knoblauch entwickelte Konzept Populärer Religion und der praktisch-theologische Leitbegriff der Kommunikation des Evangeliums – zusammengeführt und mit dem in der interdisziplinären Religionsforschung zugkräftigen Mediatisierungsansatz verbunden. Anschließend werden populärkulturelle Eigenlogiken von YouTube-Kommunikation expliziert, damit vor diesem Hintergrund die Adaption des Influencing-Genres im Kanal „Jana glaubt“ in ihrer Spezifizität erhellt werden kann. Weiter konkretisiert wird der Zugriff auf das Zusammenspiel von Populärer Religion, Kommunikation des Evangeliums und Mediatisierung in zwei exemplarischen Materialanalysen, die sich forschungsmethodisch an Jürgen Raabs Analysekonzept einer Visuellen Wissenssoziologie orientieren.Der Beitrag mündet in einer Zusammenfassung, die beide Seiten des erschlossenen Spannungsverhältnisses bündelt: Auf der einen Seite entsprechen die Gestaltungselemente in den Kanalvideos etablierten Standards personalisierter YouTube-Kommunikation. Zudem werden in den Video-Analysen für Populäre Religion grundlegende Dynamiken der Entgrenzung manifest: Kommunikation des Evangeliums wird öffentlich, indem das Private geteilt wird – in der Erwartung, dass gerade die subjektive Darstellung des Privaten den christlichen Glauben kommunikativ anschlussfähig macht. Auf der anderen Seite wirkt sich die kirchliche Einbettung transformativ auf die populärreligiösen Darstellungspraktiken aus. Dabei kommt es besonders bei Fragen der Authentizität und der Autorität zu teils konflikthaften Aushandlungsprozessen.