ZusammenfassungDer Beitrag greift Jeffrey Alexanders (2004) These auf, dass die einzelnen Komponenten kollektiver Rituale in der modernen Gesellschaft zwar zunehmend differenziert und somit religiös „entleert“ werden, in der Inszenierung aber „re-fusioniert“ werden können. Das Religiöse wird somit subjektiviert, mediatisiert und eventisiert. Rationalisierungsprozesse wie Organisations- und Marktbildung sowie Digitalisierung treiben diese Entwicklung voran. Im empirischen Teil vergleichen wir drei kollektive Rituale aus dem amerikanischen Evangelikalismus, die unterschiedliche Grade der Differenzierung aufweisen: Im Fall der (1) traditionellen Gemeinde wird religiöse Authentizität aus den engen sozialen Beziehungen innerhalb der Gemeinde und zur Denomination erzeugt. (2) Im Megakirchengottesdienst der Lakewood Church wird Authentizität in der professionellen Event-Inszenierung hergestellt. (3) Die evangelikale Vloggerin hingegen erzeugt Authentizität – und damit eine Bindung an ihr Publikum –, indem Skript und Darstellerin in der Inszenierung vollständig verschmelzen.