Zusammenfassung. Fragestellung: Sehr viele Menschen informieren sich heutzutage über gesundheitsrelevante Themen im Internet, wobei die Qualität dieser Informationen fraglich ist. In der vorliegenden Studie soll beispielhaft für ein psychisches Störungsbild (Autismus-Spektrum-Störung) die Qualität der Informationsquelle Internet sowie die sich daraus ergebenden Implikationen diskutiert werden. Methodik: Es wurde eine systematische Auswertung von 96 deutschsprachigen Internetseiten durchgeführt mit dem Ziel, neben konkreten Charakteristika der Internetseiten auch die Zuverlässigkeit der Publikationen, die Informationsdarstellung sowie die Gesamtqualität der Internetseiten zu bewerten und die sich aus der Darstellung ergebenden klinischen Implikationen zu analysieren. Ergebnisse: Nur bei 39 % der Internetseiten ließen sich Referenzen für wissenschaftlich fundierte Informationen feststellen, Werbung war hingegen auf 53 % der Internetseiten vorhanden. Die meisten falschen Informationen wurden im Bereich der „Behandlung“ (17 %) verbreitet. Bei 75 % der Internetseiten traf die Vollständigkeit nicht zu. Lediglich 10 % der Internetseiten thematisierte die Beeinträchtigung bzw. Belastung der Familien. Die Qualität der Seiten wurde bei 30 % als ungenügend, bei 41 % als mangelhaft und nur bei 6 % als gut beurteilt. Schlussfolgerungen: Ähnlich wie durch die bereits vorliegenden Analysen zu englischsprachigen Internetseiten festgestellt, können für viele der deutschsprachigen Seiten deutliche Qualitätsmängel konstatiert werden. Die Implikationen in Bezug auf Bestätigungsfehler, Stigmatisierung, Überidentifikation, Ingroup-Outgroup-Effekte, Kontrast- und Schneeballeffekte werden diskutiert.