Einleitung: Ein überschauender Blick auf das Thema"Nur wenn die Welt als Kosmos erdacht oder erschaut werden kann, kann der Mensch in ihm leben. Das völlig Ungeordnete lässt keine Orientierung zu." 1In der Folge der Moderne schwindet die Selbstverständlichkeit großer Meta-Erzählungen, die zuvor gesellschaftliche Praxis und Normen legitimierten und eine Zielorientierung gaben, so wie die Freiheit der Aufklärung. 2 Mit diesem Schwinden absoluter Erklärungsprinzipien sieht sich der Mensch mit der Herausforderung konfrontiert, seine Lebenswelt und den erfahrungswissenschaftlich aufgeschlossenen Kosmos zu überschauen und Ordnungsprinzipien zu finden, die ihm Orientierung geben. Er setzt sich auseinander mit seinem Umfeld, mit der Kultur, der Gesellschaft, die ihn umgibt und die in der Moderne beispielsweise geprägt ist durch Pluralismus und Individualisierung. In diesem Raum bildet der Mensch seinen Verstehenshorizont von Wirklichkeit, sein Verständnis von Selbst und Welt, von Um-Welt, Mit-Welt und Ich-Welt heraus -seine nie ganz bewusst gestaltete Weltanschauung. 3 Seine Weltanschauung spiegelt sich in den Erlebnisweisen des Menschen, die sich wiederum auf das Weltverständnis auswirken können. Artikuliert wird die Weltanschauung eines Menschen nicht nur indirekt in seinem Verhalten zur Welt, seinem Umgang mit Wirklichkeit, sondern auch in seinen Aussagen. Diese müssen nicht einmal bewusst Weltanschauung vermitteln wollen, sondern drücken solche in ihrer Rede über die/ihre Welt bereits aus. So wird Weltanschauung auch in Kunst und Literatur erkennbar. 1 Schmid 2005, 699. 2 Siehe Lyotard 2009. Lyotard prägt den Begriff der Postmoderne. In dieser Arbeit wird allerdings von der Moderne gesprochen. Die Begründung für die Rede von der Moderne und eine kurze Diskussion der Epochendiagnose "Postmoderne" wird im I. Kapitel vorgenommen. 3 Genaueres zu einer Definition von Weltanschauung ist dem III. Kapitel zu entnehmen. Dort werden die hier genannten Begriffe aufgenommen und anhand einer Definition von Hauser 2004 erklärt. 3 Auf literaturwissenschaftlicher Ebene, so Zima, wird zudem weniger von Moderne (und Postmoderne) gesprochen, sondern vielmehr beherrscht die Rede von einem literarischen Modernismus, der nicht mit der Moderne der Soziologen und Philosophen gleichgesetzt werden kann, die