diesen Altar die Festtagsseite, deren Schrein eine große, in niederländischer Art geschnitzte Kreuzigung einnimmt, Cord Borgentrik zugeschrieben, 26 nachdem Gert von der Osten 1970 die Schnitzarbeiten der Werkstatt Borgentriks zugesprochen und Hans Georg Gmelin 1974 die auf Niedersachsen weisende Zuordnung der "groben malerischen Ausführung" der Rückseiten der Flügel als "schwierig" bezeichnet hatte. 27 Der Kunsthistoriker Wilhelm Lübke, der den 1483 vollendeten Marienaltar aus der unter dem Patronat des Prämonstratenserklosters Scheda stehenden Kirche in Hemmerde in seiner Arbeit von 1853 über westfälische Kunstwerke berücksichtigt hatte, beschrieb die 131 cm hohe Marienfigur im Schrein als "eine grosse Statue von schlichtem, würdigem Ausdruck bei etwas kurzem Körper in einem Altar, dessen Architektur sich von den in Westfalen üblichen durch ihre Einfachheit unterscheide; jedoch sei die Bemalung und Vergoldung der mit "grossentheils anmuthigem Ausdruck" wiedergegebenen Figuren gut". 28 Der Bemerkung Lübkes, der Altar stehe an Feinheit hinter den meisten westfälischen Werken zurück, folgte wohl der Braunschweiger Archivar Ludwig Hänselmann im Jahr 1875 mit seiner Äußerung, "Besonders hoch wird man das Werk in der That nicht stellen können. Es ist eine Arbeit wie hundert andere ihrer Zeit". 29 Jedoch sprach 1889 der Frankfurter Domherr und Kunstkenner Münzenberger bewundernde Worte über den wenige Jahre nach Fertigstellung des Hemmerder Altarwerks vollendeten, nach zisterziensischen Bedingungen für die St. Nicolai-Kirche in Alfeld geschnitzten Marienaltar Borgentriks, der heute der Minoritenkirche zu Köln "zur hohen Zierde gereicht und durch den Köln, das so reich an herrlichen alten Kirchen, so arm an gleichzeitigen Altaraufsätzen ist, eine sehr beachtenswerte Bereicherung erfahren hat." 30 Münzenberger, dem die Verbindung des Bildschnitzers durch "Vergleichung" mit dem Hemmerder Altar, der bereits damals in den Bestand des Braunschweiger Städtischen Museum gehörte, aufgefallen war, entdeckte sogleich mit Kennerblick, noch vor der Restaurierung der Figuren des Alfelder Altaraufsatzes, die Qualität des "schönen Werkes". 31 Abzulehnen sind die Ausführungen der 1921 in Strassburg erschienenen Arbeit Felix Wittings über "Cort Borgentryk". Witting beschrieb die erst nach dem Tod Borgentriks durch den westfälichen Künstler Gert van Lon entstandene Malerei auf der Predella des Hemmerder Altars, "deren weiche Färbung" zwar von den geschnitzten Figuren absteche, als von der Hand Borgentriks gemalt, außerdem sah er die Gemälde eines 1508 von einem bis jetzt unbekannten Maler für den Braunschweiger Dom entstandenen Flügelretabels als eine Arbeit des bereits 1501