In der International Classification of Sleep Disorders (ICSD-3) [1] werden für die Diagnosestellung einer REMSchlaf-Verhaltensstörung (REM Sleep Behavior Disorder, RBD) die folgenden diagnostischen Kriterien gefordert: (1) Wiederholt auftretende Episoden von schlafbezogenen Vokalisationen und/ oder komplexen motorischen Verhaltensweisen.(2) Diese Verhaltensweisen treten entweder polysomnographisch nachgewiesen aus dem REM-Schlaf heraus auf oder man vermutet deren Auftreten aus dem REM-Schlaf aufgrund der klinischen Anamnese von berichtetem Traumausagieren.(3) Die polysomnographische Aufzeichnung zeigt REMSchlaf ohne Atonie (REM sleep without atonia, RWA). (4) Keine andere Erkrankung oder Substanz erklärt die Symptomatik.Hiermit ist bereits festgelegt, dass die sichere Diagnose einer RBD nach der internationalen Klassifikation für Schlafstörungen nur anhand einer Polysomnographie (PSG) gestellt werden kann. Auf die genaue Methode der Diagnosestellung mittels Polysomnograhie wird spä-ter noch eingegangen.In diesem Übersichtsartikel werden die derzeitigen Erkenntnisse zur Diagnose und Therapie vorgestellt.
Klinisches BildDie RBD hat eine Prävalenz von 0,38-2,1 % [2, 3] in der Gesamtbevölkerung. Die Prävalenz ist höher bei Patienten mit Parkinson-Syndrom bzw. Synuclein-Erkrankungen: Sie liegt bei 51 % der Patienten mit der Erstdiagnose einer Parkinson-Krankheit [4] und bis zu 88 % bei Patienten mit Multisystematrophie (Multiple System Atrophy, MSA) [5-8] und verschiedenen anderen Erkrankungen [9].Besonders charakteristisch für die RBD ist, dass die Patienten den Inhalt ihrer Träume durch Bewegungen und stimmliche Äußerungen ausführen. Das heißt, dass die Bettpartner der Betroffenen oft den Eindruck haben, sie könnten tatsächlich erkennen, wovon die Betroffenen träumen, beispielsweise wenn diese heftig schimpfend, mit den Füßen tretend einen angreifenden Hund verscheuchen wollen. Charakteristisch ist auch, dass die RBD-Episoden, die eben an den REM-Schlaf gebunden sind, normalerweise erst nach Mitternacht auftreten, in der Regel jedoch nicht in der ersten Stunde nach dem Einschlafen. Wenn man die Betroffenen während der RBDEpisode weckt, können sie häufig einen elaborierten Trauminhalt berichten. Die Patienten sind in der Regel problemlos weckbar und anschließend rasch orientiert. Charakteristisch ist auch, dass die Verhaltensweisen, die im Zuge einer RBD-Episode auftreten, stark variieren können, selbst bei gleichen Patienten.
ScreeningmethodenDa eine Schlaflaboruntersuchung nicht überall zur Verfügung steht und die Diagnosestellung einer RBD auch spezifische Qualifikation erfordert, wurden zahlreiche Fragebögen entwickelt, um nach einer RBD zu screenen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass mittels Fragebogen allein immer nur die Diagnose einer wahrscheinlichen RBD gestellt werden kann.Dererste und am häufigsteneingesetz-te Fragebogen stammt von Karin StiasnyKolster und wurde bereits im Jahr 2007 veröffentlicht [10]. Er besteht aus zehn Items, die mit 13 Forced-Choice-Fragen mit Ja oder Nein beantwortet werden....