ZusammenfassungDer Beitrag befasst sich mit der Frage, ob der Impfstatus ein Auswahlkriterium sein könnte oder sogar sollte, falls in einer Pandemie bei akuter Ressourcenknappheit Priorisierung unabwendbar wird. Er ordnet und bespricht unterschiedliche Thesen, die dazu vertreten werden. Erstens wird angenommen, dass eine Beschäftigung mit diesem schwierigen Problem nicht erforderlich sei. Zweitens könnte man darauf abstellen, dass heikle Themen besser nicht öffentlich erörtert werden sollten. Nach der dritten, häufig vertretenen Argumentationslinie dürfe auf keinen Fall ein Unterschied zwischen geimpften und ungeimpften Patienten gemacht werden, weil dies mit Menschenrechten kollidiere oder mit dem allgemeinen Grundsatz nicht zu vereinbaren sei, dass Vorverhalten von Patienten in der Intensivmedizin unbeachtlich ist. Viertens empfehlen u. a. Verhaltensökonomen eine Berücksichtigung des Impfstatus zur Verbesserung von Impfquoten. Fünftens ist aus ethischer Sicht zu erwägen, ob eine vorangegangene Impfung aus Gründen der Gerechtigkeit Bedeutung habe müsse. Die Autorin vertritt die sechste These, nämlich dass bei vergleichbarer klinischer Erfolgsaussicht ggf. das Unterlassen einer möglichen und empfohlenen Impfung mangels besserer Auswahlkriterien herangezogen werden dürfe. Sie spricht sich insbesondere gegen die Alternative einer Zufallsentscheidung aus.