Vergiftungen

Abstract

11werden sollen, was freilich nicht dureh Sterilisation, sondern dureh Kastration zu geschehen hat. Verf. meint, dal3 diese Frage in Unkenntnis der mannigfaehen Kompliziertheiten vielfach viel zu energisch bejaht wird. W~hrend man bei ~lteren M~nnern weniger Bedenken zu haben braueht, kann das Wohlbefinden junger M~inner dutch die Kastration schwer gest6rt and sein KSrperbantypns ver~ndert werden. Auch seeliseh kann die Entmannung eine sehwere Last bedeuten. Ein junger Mann, der aus einer Augenbliekssituation heraus in die Kastration eingewilligt hat, kann spgter dureh die Unf~ihigkeit, eine Familie zu griinden, oder dutch den Sport der anderen in sehwere Bedrgngnis geraten. Dazu kommt, dal3 gerade die Sittlichkeitsverbreeher oft keine ,,Verbrecher" im tiblichen Sinne sind und daf~ z. B. die Exhibitionisten oft sozial vollkommen normal sind. Die Bedenken werden dadureh noch vermehrt, dag die Kastration die Geschleehtslust nieht immer vSllig beseitigt, ja dal3 vereinzelt sogar die Beisehlafsfghigkeit bestehen b!eibt.Ziemke (Kiel). Gruhle, Hans W.: Vererbungsgesetze und Verbreehensbekiimpfung. Mschr. Kriminalpsychol. 23, 559--568 (1932).Es gibt kein Vererbungsgesetz, nur gewisse Regeln, nach denen sich gewisse Merkmale verteilen, wenn grol]e Zahlen der Nachkommensehaft vorliegen; aber sie gelten aueh dann nur bei reinen Linien. Jedes Merkmal steht in einem Wirkungszusammenhang, es ist nur eine Potenz. Zu unterseheiden sind feste and loekere Merkmale. Man kann annehmen, dal3 gewisse funktionale Eigensehaften (Reaktionsweisen) eingeboren sind, wie Spontaneitiit, Initiative, Lebhaftigkeit, Unternehmungslnst einerseits, Schwerf~lligkeit, mangelnde Anregbarkeit andererseits u. dgl. Es gibt auch nieht den verbreeherischen Charakter, und so is~ die verbreeherisehe Gesinnung (die es allgemein gar nicht gibt) kein Merkmal. Es bleibt nut iibrig, aus der grogen Zahl der Verbreeher bestimmte Gruppen herauszugreifen, etwa die des Berufsverbreehers; aber aueh bier ist niehts Einheitliehes. Die 1Jbersehgtzung der Vererbungsthese maehte ihre Anhgnger blind ffir die Wirkungen der Tradition. ,,Man braueht sieh nieht vor der These zu scheuen, dag es ngher liege, die Lebensform eines Mensehen aus der Reaktion zu verstehen, die aus seiner Lebenssituation entspringt, als sie aus dem sehwer fal3baren, nicht beweisbaren Faktor eines Gens zu erklgren." In der Mehrzahl der Fglle gehSrt das Verbreehen zu ihrem sozialen Niveau, zu ihren Lebensgewohnheiten, zu ihrer Tradition als Selbstverstgndliehkeit. Die praktisehe Folgerung aus dieser Einsieht verneint das Reeht eugeniseher Magnahmen, aueh die Sterilisation. Die Sterilisierung lg13t sieh nut mit erzieherisehen und sozialen Erwggungen begrtinden.KIieneberger (K6nigsberg i. Pr.). Gillin, J. L.: Die Unfruehtbarmaehung von Verbrechern. Msehr. Kriminalpsychol. 24, 9--15 (1933).Das Problem der Unfruehtbarmaehung yon Verbreehern soll durehaus nieht so einfaeh zu ]6sen sein, wie bisher angenommen wird. Es wird darauf aufmerksam gemacht, da6 aueh yon kastrierten Mensehen, z.B. Eunuehen, Sexualverb...