Zusammenfassung
Hintergrund In Deutschland werden komplementärmedizinische
Verfahren von bis zu 62% der Patienten genutzt, Art und Ausmaß
dieser Versorgungsangebote im stationären Sektor sind jedoch nicht
bekannt. Die Zielsetzung der Studie war es, eine Statuserhebung zu
komplementärmedizinischen Verfahren mittels Screening der
Internetauftritte aller bayerischen Akutkrankenhäuser jeglicher
Versorgungsstufe durchzuführen, um das Spektrum der angewendeten
komplementärmedizinischen Verfahren zu erfassen.
Methoden Im Jahr 2020 wurde nach dem Vier-Augen-Prinzip ein
unabhängiges und vollständiges Website-Screening aller
bayerischen Akutkrankenhäuser durchgeführt. Angebotene Verfahren
aus der Komplementärmedizin wurden in der Gesamtheit sowie getrennt nach
Fachgebieten analysiert.
Ergebnisse Von 389 bayerischen Krankenhäusern aus der
Akutversorgung boten 82% auf ihrer Website mindestens ein und
66% mindestens drei unterschiedliche komplementärmedizinische
Verfahren an. Am häufigsten wurden Entspannungstechniken (52%),
Akupunktur (44%), Massagen (41%), Bewegungs-, Kunst- und
Musiktherapie (33%, 30% bzw. 28%), meditative
Bewegungsverfahren wie Yoga (30%) und Aromatherapie (29%)
angeboten. Nach Fachgebieten getrennt fanden sich
komplementärmedizinische Verfahren mit 87% am häufigsten
in der Psychiatrie/Psychosomatik (primär Entspannungsverfahren
69%, Bewegungs- und Kunsttherapie jeweils 60%), sowie mit
72% in der Gynäkologie/Geburtshilfe (primär
Akupunktur 64%, Homöopathie 60% und Aromatherapie
41%).
Schlussfolgerungen Die große Mehrheit der bayerischen
Akutkrankenhäuser scheint laut ihrer Internetauftritte auch
komplementärmedizinische Verfahren in der Therapie einzusetzen,
insbesondere bei psychischen Indikationen sowie in der Geburtshilfe und
Gynäkologie. Wie häufig diese im Klinikalltag
tatsächlich zur Anwendung kommen und ob dies sich auch an der aktuellen
Evidenz orientiert, sollte in weiteren Studien untersucht werden.