Unerwünschte Nebenerscheinungen bei der Elektrokrampfbehandlung

Abstract

Die Ansichten über die Art, die Häufigkeit und die Schwere der Komplikationen bei den verschiedenen sog. Schockbehandlungen und insbesondere auch bei der Elektrokrampfbehandlung gingen und gehen auch heute noch weit auseinander.T a u b e r erwähnt chirurgische, kardiovaskuläre und mnestische Nebenerscheinungen. Unter den chirurgischen Zwischenfällen sind nach ihm die Wirbeifrakturen an vorderster Stelle zu nennen, ferner habe er aber Schulterluxationen, Luxationsfraktur des Humerus, eine Rippenfraktur, eine Schenkelhalsfraktur, einen Muskelriß der Rückenstrecker, sowie eine große Zahl von Luxationen und Subluxationen des Unterkiefers beobachtet. Wenn die übrigen Zwischenfälle möglicherweise durch verschiedene Handgriffe weitgehend vermieden werden könnten, so ließe sich bedauerlicherweise für die so gefürchteten Wirbelfrakturen eine entsprechende prophylaktische Maßnahme nicht auffinden. Nach ihm treten diese Wirbelschäden beim ersten Schock, spätestens beim dritten Schock auf; er empfiehlt deswegen Vermeidung von sogenannten überstürzten und überkräf-tigen Schocks. Dem Vorschlag, gefährdete Individuen mit abortiven, mechanisch harmlosen Anfällen zu behandeln, begegnet T a u b e r mit dem Argument, daß diese therapeutisch unwirksam, wenn nicht schädlich seien. Die kardiovaskulären Zwischenfälle seien viel häu-figer, als im allgemeinen angenommen werde. Als eine weitere fast konstante Nebenerscheinung wird die Gedächtnisstörung angeführt, die in keinem Falle vollständig vermißt würde. Eine gewisse Parallelität bestehe Ewischen der Zahl und vor allem der Dichte der gesetzten Ktempfanfälle und der Intensität der Gedächtnisstörungen, besonders die sogenannten Halbschocks würden sich für das Gedächt-nis ungünstig auswirken. Nach abortiven atypischen Anfällen hätten sich gelegentlich schwere Verwirrtheitszustände angeschlossen. Wiederholt seien auch epileptoid gefärbte Dämmerzustände beobachtet worden, die 2 bis 3 Tage anhielten. Wegen dieser Erscheinungen seien ambulante ES-Behandlungen" nicht mehr durchgeführt worden. Dagegen ist K r a u s heute der Meinung, die chirurgischen Komplikationen könnten bei Beheirsthung der Technik der Elektroschockbehandlung außér acht bleiben. Frakturen der Extremitätenknochen habe er nie beobachtet, Luxationen habe er nur in den seltensten Ausnahmefällen gesehen. Wohl treten nach ihm häufiger harmlose Unterkieferluxationen auf, die jedoch durch Gegenhalten der Hand gegen den Unterkiefer während der Zeit des Krampfes weitgehend vermeidbar seien, Auch Wirbelfrakturen bezeichnet K r a u s bei der Elektroschockbehandlung als seltene Ausnahmen, dagegen habe er letztere häufiger bei der Cardiazolkrampfbehandlung beobachtet.Auf der Tagung der Vereinigung der rheinisch-westfälischen Nervenärzte am 28. Juni 1947 in Essen hatte ich schon kurz auf das relativ häufige Auftreten von solchen unerwünschten Nebenerscheinungen der verschiedensten Art bei der Durchführung der Elektrokrampfbehandlung hingewiesen. In .der folgenden Tabelle sind alle Kranken aufgeführt, die in den letzten 2h/ Jahren (von A...