Ueber gewerbliche (Methämoglobin-) Vergiftungen und deren Behandlung mit Sauerstoffinhalationen¹)

Abstract

Vergiftungen und deren Behandlung mit Sauerstoffinhalationen.') von 111. Brat, Runimelsburg bei Berlin. I. Seit einer Reihe von Jahren habe ich Gelegenheit, als Kassenarzt der Arbeiter einer Anilinfabrik Fälle von gewerblichen Intoxikationen zu beobachten. Seit ca. zwei Jahren war ich als Yertrauensarzt der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in der Lage, eine ständige Controlle des Gesundheitszustandes der Arbeiter in den Betrieben selbst vorzunehmen. Im allgemeinen bemerke ich, dass die hygienischen Einrichtungen der Arbeitsräume den Forderungen der Zeit entsprechen. Grosse Exhaustoren sorgen für eine starke Ventilation in den Betrieben. Nitrobenzol, Chlornitrobenzol, Binitrobenzol, Binitrochlorbenzol werden in den Nitrirungsräumen, Anilin (Amidobenzol), Toluidin-(Amidotoluol) werden in dem Reduktionsraum hergestellt. Die Gefahren, welche den Arbeitern in derartigen Betrieben drohen, werden meist überschätzt. Die Durchschnittszeit, seit welcher die Arbeiter in den einzelnen Räumen beschäftigt waren, betrug nach einer von mir im vergangenen Jahre aufgestellten Statistik für den Reduktionsraum 71/4 Jahr, für die Nitrirungsräume in der Nitrobenzolfabrik 9 Jahre, in der Binitrofabrik 4/, Jahre. In dem Reduktionsraum war über ein Drittel der Arbeiter 10 Jahre thätig. Der Arbeiterwechsel unter den Hofarbeitern war grösser. Nach den auf Veranlassung des Handelsministers für das Jahr 1898 erstatteten Berichten der Gewerbeinspektionen wurden im Regierungsbezirk Potsdam gezählt und auf die schädliche Wirkung der erwähnten Gifte im Gewerbebetriebe zurückgeführt: