Professor Dieter Fenske zum 70. Geburtstag gewidmet Die Suche nach stabilen Alken-und Alkinanaloga homoatomarer Gruppe-13-bis Gruppe-15-Elemente hat die Chemiker über Jahrzehnte hinweg intensiv beschäftigt, wobei die Realisierung derartiger niedervalenter Hauptgruppenelementverbindungen durchwegs mit präparativen Schwierigkeiten behaftet war. Letztlich wurden alle Anstrengungen jedoch belohnt, und Mehrfachbindungssysteme der schwereren Gruppe-13-bis Gruppe-15-Elemente sind heute keine chemische Kuriosität mehr. [1, 2] Verwandte Diborspezies wurden dagegen lange Zeit als nicht zugänglich betrachtet, weil die elektronenarme Natur des Boratoms signifikant die Besetzung bindender Molekülorbitale erschwert. Neuere experimentelle [3][4][5][6] und theoretische [7] Arbeiten belegen indes eindeutig das Gegenteil, und gegenwärtig sind einige wenige Diborspezies mit einer Bindungsordnung grçßer als eins bekannt (Abbildung 1). [5] Offenbar spielt hier die Wasserstoffabstraktion vom Reaktionsmedium durch Radikalzwischenstufen eine gewichtige Rolle im Verlauf der B-B-Bindungsknüpfung. Durch Verwendung von B 2 Br 4 mit einer bereits vorhandenen B-B-Bindung als Diboran(4)-Vorstufe ist es uns kürzlich gelungen, diese "Nebenreaktion" vollständig zu unterdrücken. Die stufenweise Reduktion von LD(Br) 2 BÀB(Br) 2 DL führt zur Bildung eines Brom-substituierten Diborens LD(Br)B = B(Br)DL und eines linearen Diborins LDB BDL mit B-B-Dreifachbindung. [6] Beide Ansätze zur Generierung neutraler Diborene sind jedoch mit experimentellen Nachteilen behaftet. Während B 2 Br 4 schwer zugänglich und handhabbar ist, scheint die reduktive Kupplung von Monoboranen LDBR n Hal 3Àn (R = Ph, NiPr 2 ; Hal = Cl, Br; n = 0, 1) wegen des sterischen Anspruchs des NHC-Liganden mit einem langsamen Dimerisierungsschritt verbunden zu sein, der offenbar Nebenreaktionen wie Wasserstoffabstraktion (siehe oben) [5,8] oder C-H-Aktivierung durch intermediäre Borylenspezies begünstigt, [8, 9] wodurch Ausbeuten und Selektivitäten verringert werden. Der begrenzte Zugang zu Diborenen LD(R)B=B(R)DL verhinderte bislang auch eingehende Reaktivitätsstudien, weshalb auch noch keinerlei Informationen über die Folgechemie der B-BDoppelbindung verfügbar sind.Da die Wechselwirkung von Bor-basierten Liganden mit Übergangsmetallzentren ein wesentlicher Aspekt unserer Forschungsinteressen ist, [10] haben wir intensiv an der Entwicklung eines verbesserten Zugangs zu Diborenen gearbeitet, um nachfolgende Studien zu deren Koordinationsverhalten signifikant zu vereinfachen. Im Hinblick auf Anwendungsbreite erschien uns hierbei die reduktive Kupplung von Monoboranen als die am besten geeignete Methode. Zur Vermeidung unerwünschter Nebenreaktionen legten wir ein besonderes Augenmerk auf den Entwurf der AusgangsverAbbildung 1. Bekannte B-B-Mehrfachbindungssysteme (L = NHC).