Über Subletale Und Disharmonische Chromosomenkombinationen

Abstract

Zusammenfassung. Die Kreuzung der Lepidopteren Metopsilus porcellus ♂ × Chaerocampa elpenor ♀ gibt sowohl Männchen als Weibchen, von denen diese sich nach kurzer Puppenruhe entwickeln, jene dagegen meistens erst nach der Überwinterung der Puppe erscheinen. Die reziproke Kreuzung elpenor ♂ × porcellus ♀ ergibt dagegen lauter Falter von männlichem Geschlecht; die weiblichen Individuen sterben alle als Puppen. Die Ursache des Unvermögens der weiblichen Puppe die Metamorphose abzuschliessen liegt in der subletalen Wirkung der Kombination von einem porcellus X‐Chromosom mit einem elpenor Y‐Chromosom. Durch verschiedene Rückkreuzungen des Bastard‐Männchens XpXe ist es möglich den Beweis zu bringen, dass es tatsächlich die Chromosomenkombination XpYe ist, die das normale Durchführen der Metamorphose verhindert. Es entstehen der Erwartung gemäss ungefähr gleich viele normale Weibchen XeYe, wie weibliche Puppen XpYe, die sich nicht zu verwandeln vermögen. Ähnliche subletale Kombinationen von Geschlechtschromosomen kommen auch bei anderen Sphingiden‐Bastarden vor. Sie betreffen immer das heterogametische, weibliche Geschlecht. Bei anderen Bastarden wirken die subletalen Chromosomenkombinationen schon im Raupenstadium, so dass die Verwandlung der Raupe in die Puppe verhindert wird. In anderen Bastarden ist die Wirkung wieder umgekehrt zeitlich verschoben und setzt erst bei der Eibildung ein, so dass das Bastard‐Weibchen keine Eier bildet. Die Versuche zeigen auch, dass die Wirkung nicht immer eine letale zu sein braucht, sie kann ausnahmsweise bloss in einer starken Verzögerung der Entwicklung bestehen, wodurch die Geschlechter zu sehr verschiedenen Zeiten als Falter erscheinen. Die Ursachen der Verzögerungen und totalen Hemmungen der Entwicklung zahlreicher Artbastarde können vermutlich in schlecht balancierten, infolge der Kreuzung hervorgerufenen Chromosomen‐kombinationen gesucht werden. Die reinen Arten besitzen ein harmonisch wirkendes System von Genen, das durch andauernde Selektion allmählich entstanden ist. Durch eine Kreuzung kann die Harmonie schon in den F1‐Tieren gestört werden, und wird es erst recht nach der Spaltung und bei der Neukombination in der F2‐Generation.