Trotz stetiger Entwicklung diagnostischer und therapeutischer Neuerungen im Rahmen des medizinischen Fortschritts, ist in der Therapie des Mundhöhlenkarzinoms in den vergangenen Jahren nicht jener wesentliche Durchbruch gelungen, der eine deutliche Verbesserung der Prognose mit einer Erhöhung der 5-JahresÜberlebensrate zur Folge hat [1,2]. Das entscheidende Kriterium in der Behandlung dieser Patienten ist daher nach wie vor die möglichst frühe Diagnose des bösartigen Tumors, bevor ein größeres Tumorvolumen erreicht ist oder eine Metastasierung stattgefunden hat. Bei der Erstdiagnose eines Tumors in Stadium I oder II erhöht sich nicht nur die 5-Jahres-Überlebens-rate auf über 80 %, die Betroffenen profitieren weiterhin von einem weniger radikalen chirurgischen Vorgehen mit besserer Lebensqualität sowie einer gelungeneren funktionellen Rehabilitation [3]. Risikofaktoren und Entstehungdie üblichen Verdächtigen? Das charakteristische Risikoprofil der Betroffenen ist unverändert: der regelmäßige Konsum von Alkohol und Tabak gelten als klassische ätio-logische Risikofaktoren. In den vergangenen Jahrzehnten treten die Karzinome der Mundschleimhaut jedoch auch in zunehmender Häu-figkeit bei jungen Patientinnen und Patienten unter 40 Jahren auf, die nicht das typische Risikoprofil bedienen: sie haben nie geraucht oder regelmäßig Alkohol konsumiert. Diese Tumoren sind nicht selten durch eine ausgeprägte biologische Aggressivität gekennzeichnet. Auch die steigende Anzahl der weiblichen Patienten, die an einem Mundhöhlenkarzinom erkranken, ist eine Entwicklung der vergangenen Jahre. Mangelernährung in Bezug auf Vitamine, schlechte Mundhygiene, chronische Traumata durch Habits oder Druckstellen und die Infektionen mit Candida albicans oder humanem Papilloma-Virus (HPV) stellen alleine oder in Kombination Risiken für die Entwicklung eines bösartigen Geschehens dar. Vor diesem Hintergrund darf nicht nur bei vermeintlichen Risikogruppen nach (prä-) kanzerösen Schleimhautveränderungen Ausschau gehalten werden, sondern im Prinzip muss heute jeder Patient als gefährdet gelten und die systematische Inspektion der gesamten Mundschleimhaut sollte integraler Bestandteil jeder intraoralen Untersuchung sein [4].
VorläuferläsionenIn vielen Fällen entwickelt sich ein bösartiger Tumor aus einer bestehenden weißen oder roten Schleimhautläsion. In Deutschland wird die Prä-valenz der oralen Leukoplakie bei Männern mit über 2 %, bei Frauen mit etwa 1 % beschrieben. Diese Schleimhautveränderung gilt als klinisch relevanteste Vorläuferläsion mit Transformationsraten von bis zu 50 % in Abhängigkeit vom klinischen Erscheinungsbild und dem vorliegenden Dysplasiegrad. Erythroplakien treten gehäuft im mittleren und höheren Lebensalter unabhängig vom Geschlecht auf. Aufgrund der erhöhten Gefahr Auch 2012 wurde bei über 13 000 Deutschen eine bösartige Neubildung der Mundhöhle diagnostiziert; nach wie vor ist die Anzahl der Patienten, die zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits an einer weit fortgeschrittenen Tumor erkrankung leiden erschreckend hoch. Bei...