LeitthemaUngewollte Kinderlosigkeit betrifft etwa 10-15% der mitteleuropäischen Paare [11], bei denen potenziell Methoden der assistierten Reproduktion wie IVF (In-vitro-Fertilisation), ICSI (intrazytoplasmatische Spermatozoeninjektion) bzw. der Transfer kryokonservierter Embryonen zur Anwendung kommen. So fanden 2007 in Deutschland knapp 43.000 IVF-/ICSIZyklen sowie mehr als 16.000 Kryotransfers statt. Trotz signifikanter Verbesserungen der Protokolle sowie der Labortechniken kommt es in einem stimulierten Zyklus beim überwiegen-den Teil der Patientinnen nicht zu einer Schwangerschaft: Die klinische Schwangerschaftsrate beträgt in Abhängigkeit vom Alter der Patientin sowie der Anzahl der transferierten Embryonen maximal 40%, im Durchschnitt etwa 29% [24]. Aufgrund von Fehlgeburten ergibt sich eine noch ernüchterndere "Baby-take-home-Rate" (prozentualer Anteil der Geburten in Relation zur Gesamtzahl der durchgeführten Behandlungen) von unter 20% [24] (. Abb. 1).Bei einem nicht unbedeutenden Anteil an Patientinnen kommt es trotz des mehrfachen Transfers qualitativ als "gut" erachteter Embryonen nicht zum Eintritt einer Schwangerschaft, weshalb in diesem Fall von einem sog. Implantationsversagen gesprochen wird. Es ist daher verständlich, dass bei Methoden der assistierten Reproduktion Therapieversuche zur Verbesserung von Schwangerschafts-und Austragungsrate zur Anwendung kommen. In Deutschland sind dabei die spezifischen Vorgaben des nationalen Embryonenschutzgesetzes einzuhalten, auf die im Rahmen dieser Übersichtsarbeit nicht eingegangen werden soll.In Analogie zu Patientinnen mit Schwangerschaftskomplikationen wie wiederholten Fehlgeburten, anamnestischer Präe-klampsie, anamnestischer Wachstumsrestriktion sowie Totgeburten in einer Vorgravidität kommen dabei auch antikoagulatorische Präparate zur Anwendung. Im Rahmen dieser Übersicht sollen Fragen zur Sicherheit und Wirksamkeit der am häufigs-ten verwendeten Präparate im Hinblick auf eine Verbesserung von Schwangerschaftsund Austragungsrate auf Grundlage der publizierten Studien dargestellt werden.
Hämostaseologische GrundlagenBei der Anwendung von antikoagulatorisch wirksamen Präparaten muss grundsätzlich ein prophylaktischer von einem therapeutischen Einsatz abgegrenzt werden.Im Rahmen einer kontrollierten ovariellen Überstimulation kommt es zu profunden Veränderungen des mütterlichen Gerinnungssystems, die einen prokoagulatorischen Effekt haben [15]. Insbesondere -aber nicht ausschließlich -bei präe-xistenter maternaler Neigung zur Hyperkoagulation ist im Rahmen einer Stimulationsbehandlung das Risiko thromboembolischer Erkrankungen signifikant erhöht [38]. Patientinnen mit einer entsprechenden hereditären oder erworbenen Thrombophilie weisen im Vergleich mit einer geschlechtsspezifischen und gleichaltrigen Kontrollgruppe ein erhöhtes Risiko thromboembolischer Ereignisse auf [56]. Daher muss bei spezifischen anamnestischen oder laborchemischen Risikokonstellationen die Gabe von Antikoagulanzien im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung zur Prävention potenziel...