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Wenn man bedenkt, dass das, was der Mensch weiß, nicht dem gleichkommt, was er nicht weiß [...]. Zhuang Zi In dem Leben eines Menschen mag es immer wieder glückhafte Begegnungen mit der Philosophie geben. Piatons (427-347) Höhlengleichnis zum Beispiel kann einen von Kind auf begleiten und zum Metaphysiker machen, der der Welt der Erscheinungen gelassen gegenübersteht. Das Reich der Ideen ist jedoch auch in der Lage, etwas Beunruhigendes zu bewirken. Ist die Idee, die allem Sein zugrunde liegen soll, als solche wirklich erkennbar? Wir wissen doch gleichfalls von dem großen Wort des Sokrates, dass wir, wenn wir uns in einem philosophischen Gespräch verständigt haben und die Dinge erkannt zu haben meinen, niemals gewiss sein können, dass nicht ein Fremder zur Tür hereinkomme und eine andere Sicht der Dinge vortrage, die uns neu zu denken zwinge. In dieser Hinsicht lehrt die Philosophie nicht Gewissheit, sondern steckt lediglich die Grenzen des Wissens ab. Worüber man nicht reden kann, darüber müsse man schweigen, lautet ein ebenso bekanntes Wort von Ludwig Wittgenstein (1889-1951), und Konfuzius (551-479) wird nachgesagt, über den Tod nicht sprechen zu wollen, da er nicht einmal das Leben hinreichend verstehe. In diesen Kontext passen gut zwei Thesen von Josef Simon (geb. 1930) und Wolfram Hogrebe (geb. 1946), nämlich die Auffassung von der Unmöglichkeit, einen letzten alles umfassenden wahren Satz zu sagen, weil auf jede Aussage eine weitere Frage, Definition, Erklärung folgen kann, 2 und die Lehre vom Orphischen, nämlich vom Verschwinden des Erkannten im Moment des Erkennens. 3 In beiden Fällen geht es um das Problem des Wissens bzw. des Nichtwissens, welches eine gewisse Parallele bzw. eine Art "Vorgeschichte" in der chinesischen Philosophie der Antike hat. Die chinesische Sehweise soll daher im Folgenden in den Mittelpunkt der Betrachtungen rücken. I Nun teilen sicherlich nicht alle die Skepsis der beiden Bonner Philosophen. Der gemeine Menschenverstand geht eher von der Wissbarkeit des Gegebenen aus. Das gilt umso Verfasst während eines Forschungsaufenthaltes 2009 an der Tsinghua-Universität von Peking, die im Rahmen des Weilun-Programms Forschungsmittel etc. zur Verfügung stellte. Wesentliche Erkenntnisse verdanke ich Gesprächen mit Wang Jinmin von der Universität Peking. 2
Wenn man bedenkt, dass das, was der Mensch weiß, nicht dem gleichkommt, was er nicht weiß [...]. Zhuang Zi In dem Leben eines Menschen mag es immer wieder glückhafte Begegnungen mit der Philosophie geben. Piatons (427-347) Höhlengleichnis zum Beispiel kann einen von Kind auf begleiten und zum Metaphysiker machen, der der Welt der Erscheinungen gelassen gegenübersteht. Das Reich der Ideen ist jedoch auch in der Lage, etwas Beunruhigendes zu bewirken. Ist die Idee, die allem Sein zugrunde liegen soll, als solche wirklich erkennbar? Wir wissen doch gleichfalls von dem großen Wort des Sokrates, dass wir, wenn wir uns in einem philosophischen Gespräch verständigt haben und die Dinge erkannt zu haben meinen, niemals gewiss sein können, dass nicht ein Fremder zur Tür hereinkomme und eine andere Sicht der Dinge vortrage, die uns neu zu denken zwinge. In dieser Hinsicht lehrt die Philosophie nicht Gewissheit, sondern steckt lediglich die Grenzen des Wissens ab. Worüber man nicht reden kann, darüber müsse man schweigen, lautet ein ebenso bekanntes Wort von Ludwig Wittgenstein (1889-1951), und Konfuzius (551-479) wird nachgesagt, über den Tod nicht sprechen zu wollen, da er nicht einmal das Leben hinreichend verstehe. In diesen Kontext passen gut zwei Thesen von Josef Simon (geb. 1930) und Wolfram Hogrebe (geb. 1946), nämlich die Auffassung von der Unmöglichkeit, einen letzten alles umfassenden wahren Satz zu sagen, weil auf jede Aussage eine weitere Frage, Definition, Erklärung folgen kann, 2 und die Lehre vom Orphischen, nämlich vom Verschwinden des Erkannten im Moment des Erkennens. 3 In beiden Fällen geht es um das Problem des Wissens bzw. des Nichtwissens, welches eine gewisse Parallele bzw. eine Art "Vorgeschichte" in der chinesischen Philosophie der Antike hat. Die chinesische Sehweise soll daher im Folgenden in den Mittelpunkt der Betrachtungen rücken. I Nun teilen sicherlich nicht alle die Skepsis der beiden Bonner Philosophen. Der gemeine Menschenverstand geht eher von der Wissbarkeit des Gegebenen aus. Das gilt umso Verfasst während eines Forschungsaufenthaltes 2009 an der Tsinghua-Universität von Peking, die im Rahmen des Weilun-Programms Forschungsmittel etc. zur Verfügung stellte. Wesentliche Erkenntnisse verdanke ich Gesprächen mit Wang Jinmin von der Universität Peking. 2
Psychiatry can be seen as a natural and cultural science. According to this the postulate of freedom is its strong value judgment. Since the times of enlightenment it has been described metaphorically by the myth of the expulsion from Paradise. Following Max Weber and Wilhelm Dilthey, Karl Jaspers has introduced this perspective into psychiatry. His strict dichotomy between explaining and understanding has later been critically revised by Werner Janzarik and Hans Heimann. Their concepts of structure dynamic, of pathography and of anthropology are closer to Max Weber who connected natural and cultural sciences in a much stronger way. Especially the pathographic example of Nietzsche allows to demonstrate the differences between Jaspers and the later psychopathologists of the Heidelberg and Tübingen schools.
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