Thermographische Untersuchung zur Wärmeausbreitung nach aufgesetztem Schreckschuss

Abstract

Fragestellung: Ziel der thermographischen Untersuchung war es, die Wärmeeinbringung, -ausbreitung und -verteilung im Gewebe nach aufgesetztem Schreckschuss mittels Infrarotthermographie darzustellen. Dabei sollte geklärt werden, welche Gewebeschädigung durch die thermischen Effekte hervorgerufen wird. Material und Methoden: Als Untersuchungsmaterial dienten 7 nicht eingefrorene Schweinehälse mit Kopf. Die Untersuchungen erfolgten mit dem Thermovisionssystem AGEMA 470. Insgesamt 4 handelsübliche Schreckschusspistolen verschiedener Fabrikate kamen zur Anwendung. Als Munition wurden 9-mm-Knallkartuschen von 3 verschiedenen Herstellern verwendet. Die Treibmittel waren entweder Nitrozellulose oder Schwarzpulver. Es wurden 2 verschiedene Versuchsanordnungen gewählt (kaudale Schnittfläche im Halsniveau und Hals-«Scheiben»). Zur Markierung anatomischer Landmarken wurden Stahldrähte in die Präparate eingebracht. Von den Videoaufzeichnungen, die eine räumliche und zeitliche Auswertung zulassen, konnten später Einzelbilder herausgesucht und ausgewertet werden. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Temperaturen an der Hautoberfläche nach aufgesetztem Schreckschuss überschreiten 100°C und sind bei Verwendung von nitrozellulosehaltigen Kartuschen höher als nach Verwendung von schwarzpulverhaltigen Kartuschen. Im Gewebe werden Temperaturerhöhungen bis 30 K beobachtet. Die Einwirkzeit beträgt wenige Millisekunden. Nach Verwendung von Nitrozellulose als Treibmittel werden auch in den tiefer liegenden Gewebsschichten grössere Temperaturmaxima registriert als mit schwarzpulverhaltigen Kartuschen. Der Verschmutzungsgrad der Wundhöhle ist bei Einsatz von Schwarzpulver ausgeprägter als bei Nitrozellulose. Neben der operativen Wundrevision stehen bei der Behandlung Funktionserhaltung der verletzten Strukturen und Infektionsprävention im Vordergrund.