Die Wohnsituation ist eine wichtige soziale Determinante der Gesundheit. Flüchtlinge werden auf sehr unterschiedliche Weise untergebracht. Die Messung gesundheitsrelevanter Eigenschaften von Unterkünften ist eine methodische Herausforderung. In diesem Artikel entwickeln wir einen Rahmen zur Beschreibung gesundheitsrelevanter Aspekte von Flüchtlingsunterkünften. Damit schaffen wir eine Grundlage für Studien, die untersuchen, wie sich verschiedene Arten von Unterbringung auf die Gesundheit ihrer Bewohner auswirken. Unser Ausgangspunkt ist eine paradigmatische Form der Flüchtlingsunterkunft, das Lager. Mit ihren oft extremen Merkmalen können Lager dabei helfen, die große Vielfalt der unterkunftsbezogenen Gesundheitsfaktoren zu erfassen. Die Forschung zu Flüchtlingslagern stützt sich auf verschiedene wissenschaftliche Fachrichtungen und theoretische Konzepte – insbesondere auf die Arbeiten von Arendt, Goffman, Foucault und Agamben. Diese Konzepte, interpretiert aus der Perspektive der sozialen Determinanten von Gesundheit, bilden die Grundlage für unseren analytischen Rahmen für alle Arten von Flüchtlingsunterkünften. Wir zeigen, dass Wohnen im Kontext von Flüchtlingsunterkünften unter folgenden Gesichtspunkten betrachtet werden muss: (1) dem breiteren politischen Kontext; (2) der unmittelbaren Umgebung der Unterkunft sowie ihren physischen und sozialen Abgrenzungen; und (3) die Strukturen und Prozesse innerhalb der Unterkunft, die Mittel der sozialen Kontrolle schaffen können. Eine vierte, subjektive Dimension ergänzt unseren analytischen Rahmen. Dieser Rahmen bildet die Grundlage für künftige Forschungsarbeiten zur Ermittlung der Zusammenhänge zwischen den Merkmalen von Flüchtlingsunterkünften und der Gesundheit ihrer Bewohner.