Die jüngste spektroskopische Methode, die sich auf chemische Probleme anwenden läßt, ist die Röntgen‐Absorptionsspektroskopie, bei der die Anregung einzelner Atomrumpfelektronen untersucht wird. Die Analyse der Spektren mit einfachen theoretischen Modellen erlaubt es, Aussagen sowohl über die Atomrumpforbitale als auch über die unbesetzten Molekülorbitale zu gewinnen, woraus sich mancherlei Moleküleigenschaften herleiten lassen. Hierzu gehören nicht nur Ladungsverteilung, Elektronenkonfiguration, Geometrie sowie räumliche und energetische Charakteristika von Orbitalen des untersuchten Moleküls; es lassen sich auch Parameter von Radikalen erhalten (wie Stabilität, Bindungslänge, Ionisationspotential und elektronische Anregungsenergie), welche sich vom untersuchten Molekül durch eine um 1 höhere Kernladung eines Atoms unterscheiden.