Herrn Univ.‐Prof. em. Dr.‐Ing. Herbert Schmidt zur Vollendung seines 80. Lebensjahres gewidmet
Der Einsatz von Schwingungstilgern zur Erhöhung der Gebrauchstauglichkeit von Fußgängerbrücken gehört in der Zwischenzeit zum Standard und erlaubt den Tragwerksplanern die Realisierung filigraner Bauwerke. Im Regelfall wird ein Schwingungstilger zur Reduktion von Schwingungen in einer vertikalen oder lateralen Eigenform eingesetzt, welche in einem kritischen Frequenzbereich, also dem üblichen Bereich der Schrittfrequenzen liegen. Besonders schlanke bzw. leichte Brücken weisen jedoch zahlreiche Eigenformen innerhalb dieses kritischen Bereiches auf, so dass – will man vermeiden, dass je Eigenform in dem kritischen Frequenzbereich ein Tilgersystem appliziert wird – die Konzepte zur Applikation von Schwingungstilgern angepasst werden müssen. Weiterhin weisen schlanke Fußgängerbrücken größere Verschiebungen der Eigenfrequenzen in Abhängigkeit von der Personen‐Anzahl auf dem Brückendeck auf, so dass zusätzlich zu der Wirksamkeit für mehrere Schwingungsmoden auch eine entsprechend große Robustheit des Schwingungstilger‐Konzepts gegenüber diesen Frequenzverschiebungen erforderlich ist. In der Vergangenheit wurden multiple Schwingungstilger‐Systeme vornehmlich mit dem Ziel einer Erhöhung der Wirksamkeit passiver Systeme bei stochastischer Anregung untersucht [1], [2]. Da die dynamische Schwingantwort von schlanken Fußgängerbrücken bei Anregung durch Personen aufgrund der Anregung mehrerer Eigenfrequenzen sowie erzwungener Schwingungen im Bereich der Schrittfrequenz ebenfalls stochastische Züge aufweist, bietet es sich an, solche Konzepte ebenfalls auf Brückendecks zu applizieren. Der folgende Beitrag soll zunächst das typische Schwingungsverhalten schlanker Fußgängerbrücken an praktischen Beispielen demonstrieren. Basierend auf den gezeigten Effekten wird ein für Fußgängerbrücken optimiertes Konzept für Multiple Schwingungstilger (Multiple Tuned Mass Dampers – MTMD)‐Systeme vorgestellt. Hierzu werden die mathematischen Grundlagen zur Optimierung erläutert und Hinweise zur Auswahl abzudeckender Frequenzbereiche sowie zur Massenaufteilung und Abstimmung dargelegt. Abschließend werden Ergebnisse numerischer Berechnungen einer Seilbrückenstruktur vorgestellt, bei denen ein spezielles Augenmerk auf die Robustheit des Systems gegenüber belastungsbedingter Frequenzverschiebungen sowie der charakteristischen Belastung durch Fußgänger gelegt wurde.