Zusammenfassung
Ziel dieser Untersuchung war, das Vorkommen und die Häufigkeit urämischer und hepatischer Neuropathien beim Kleintier zu untersuchen und einen Beitrag zur Verbesserung diagnostischer Möglichkeiten, insbesondere im Hinblick auf die Biopsiediagnostik, zu leisten. Material und Methoden: Von 14 Hunden und 32 Katzen mit Nieren-und Lebererkrankungen wurden Proben des Nervus fibularis communis mittels Histologie und Nervenfaserzupfpräparation ausgewertet. Ergebnisse: Im Einzelnen zeigten sechs von acht urämischen Hunden, acht von 16 urämischen Katzen sowie vier von sechs Hunden und sieben von 16 Katzen mit Lebererkrankungen eine subakute bis chronische Neuropathie. Krankheitsübergreifend präsentierte sich das pathologische Bild bei den Hunden einheitlich axonal, wohingegen die Katzennerven, selbst innerhalb einer Gruppe, eine deutliche Heterogenität aufwiesen. Schlussfolgerungen: Nieren-und wahrscheinlich auch Lebererkrankungen sind bei Hund und Katze als Risikofaktoren für Neuropathien zu betrachten. Diese äußern sich in den meisten Fällen, wie beim Menschen, axonal und besitzen keine histologische Spezifität. Bei der Katze treten im Zusammenhang mit beiden Grunderkrankungen auch entzündliche Demyelinisierungen mit Ähnlichkeit zur chronisch-entzündlichen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) auf, was therapeutisch von Bedeutung sein mag. Klinische Relevanz: Mit zunehmenden Verbesserungen in der Therapie metabolischer Erkrankungen, die jedoch nicht zwangsläufig zu einer vollständigen Rekonvaleszenz oder Unterbrechung aller pathophysiologischen Abläufe führen, und einer höheren Lebenserwartung der betroffenen Tiere wird die klinische Bedeutung sekundärer Neuropathien weiter zunehmen.