Zusammenfassung
12 Rationen mit 6 verschiedenen Rohproteingehalten und 2 unterschiedlichen Energiekonzen‐trationen wurden in 4 Durchgängen an 12 Hammel verfüttert. Dabei wurden die Inhaltsstoffe in Futter, Kot, Harn, Pansensaft und Blutplasma untersucht, die einen Bezug zur Mikrobentä‐tigkeit im Pansen und zur Verdaulichkeit bei verschiedenen N‐ und Energiekonzentrationen aufweisen.
Der pH‐Wert im Pansensaft wurde durch höheren Energiegehalt der Ration erniedrigt, durch die Proteinversorgung jedoch nur wenig beeinflußt. Steigende N‐Zufuhr führte zu einer maximalen Fettsäurenkonzentration im Pansensaft bei mittleren Rohproteingehalten, wobei bei den dominierenden Fettsäuren nur geringe Anteilsverschiebungen auftraten. Ein linearer Anstieg von verzweigtkettigen Fettsäuren bzw. der Valeriansäure bis hin zu 30% Rohprotein in der Ration erklärt möglicherweise die Stimulierung der cellulolytischen Flora und die Steigerung der Verdaulichkeit der faserartigen Futterbestandteile bei steigenden Proteingehalten. Der für maximale Bakterientätigkeit nötige Ammoniakgehalt wurde zwischen 11 und 14% Rohprotein in der Ration erreicht. In diesem Bereich lag auch das Maximum der Exkretion von Allan‐toin, einem Parameter für die Mikrobentätigkeit. Es wurden mit der NH3‐Konzentration gleichlaufende, lineare Erhöhungen des Harnstoffgehaltes im Blutplasma bzw. der Harnstoff‐exkretion mit dem Harn beobachtet. Einflüsse veränderter Energiekonzentration bzw. Interak‐tionswirkungen zwischen Protein und Energie konnten bei den Pansensaft‐, Blutplasma‐ und Harnkriterien nicht festgestellt werden.
Die Verdaulichkeit der Futterinhaltsstoffe wurde durch gesteigerte Energiekonzentration generell verbessert, durch angehobene N‐Versorgung mit Ausnahme von Rohprotein und Zell‐wandbestandteilen nur bis zu Rohproteingehalten von 11–14% in der Ration. Dies bestätigt, daß die Aktivität der Mikroben im Verdauungstrakt des Wiederkäuers ab einem Grenzwert im N‐Gehalt des Futters nicht mehr entscheidend zunimmt. Relevante Wechselwirkungen zwischen Energie und Protein traten bei der Verdaulichkeit von Rohprotein und Zellwandbe‐standteilen auf, da bei niedriger N‐Versorgung eine geringere Energiekonzentration zu höheren Verdaulichkeiten dieser Inhaltsstoffe führte. Nur Tiere mit der niedrigsten N‐Versorgung wiesen eine negative N‐Bilanz auf, während bei allen anderen Proteinstufen ein in etwa gleich starker N‐Ansatz zu beobachten war.