ZusammenfassungDie hereditĂ€re HĂ€mochromatose (HH) ist mit einer Homozygoten-Frequenz von 1:200â400 die hĂ€ufigste autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselstörung in der mittel-/nordeuropĂ€ischen Bevölkerung. Die genetischen Defekte bei der HH werden derzeit in 4 Typen unterschieden und zeigen Mutationen im HFE-, Hemojuvelin-, Hepcidin-, TfR2- oder dem Ferroportin 1-Gen. Typ 1 ist die klassische und hĂ€ufigste Form der HH, bei der 2 Mutationen (C282Y und H63D) im HFE-Gen auf Chromosom 6 identifiziert wurden; wobei mittlerweile zahlreiche LĂ€ngsschnittstudien eine relativ niedrige Penetranz der Mutationen nachgewiesen haben. Die genetische Testung wird empfohlen fĂŒr Patienten, bei denen eine erhöhte TransferrinsĂ€ttigung besteht und fĂŒr gesunde Personen, die einen Verwandten 1. Grades mit einer HH haben. Bei der HH kommt es ĂŒber Jahre zu einer stark erhöhten Eisenresorption aus der Nahrung, die zunehmende EisenĂŒberladung fĂŒhrt unbehandelt u.âa. zu Hepatomegalie, Diabetes mellitus, HautverfĂ€rbung (âBronzediabetesâ), Kardiomyopathie, Libidoverlust/InfertilitĂ€t und Leberzirrhose bis hin zum hepatozellulĂ€ren Karzinom. HĂ€ufiges und im Krankheitsverlauf schon frĂŒh auftretendes Leitsymptom der Erkrankung sind Arthralgien, die als Manifestation der HĂ€mochromatose-Arthropathie (HCA) zu sehen sind. Typisch sind Arthrosen im Bereich der MCP-Gelenke, letztlich können aber alle Gelenke von degenerativen VerĂ€nderungen betroffen sein; auch die Chondrokalzinose (CPPD-Kristallarthropathie) mit akuten, anfallsartigen Arthritiden ist charakteristisch fĂŒr die HCA. Die Gelenkbeteiligung korreliert nicht zwangslĂ€ufig mit dem Grad der EisenĂŒberladung und im Gegensatz zu den meisten anderen Manifestationen lassen sich die Beschwerden bzw. die klinischen Manifestationen am Bewegungssystem durch therapeutische AderlĂ€sse nicht bessern, auch immunmodulierende Therapien bleiben hĂ€ufig ohne Ansprechen, sodass letztlich die symptomatische Therapie im Vordergrund steht. Bei der Aderlasstherapie sollten zunĂ€chst alle 1â2 Wochen 400â500âml Blut entfernt werden, Therapieziel sollten niedrignormale Serumferritinwerte sein (20â150â”g/l), bei Auftreten einer AnĂ€mie werden die AderlĂ€sse pausiert. Diese Ăbersicht stellt die aktuellen klinischen, pathogenetischen, diagnostischen sowie therapeutischen Aspekte dieser Erkrankung dar.